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Scheidenpilz: keine starke Gesundheitsgefährdung, kann jedoch unbehandelt über Monate Beschwerden bereiten




Viele Frauen sind mindestens einmal im Leben von einer Scheidenpilzinfektion (Candida-Vulvovaginitis) betroffen. Veränderter Ausfluss aus der Scheide und ein starker Juckreiz sind die häufigsten Symptome. Zur Behandlung stehen mehrere lokale und systemisch wirksame Anti-Pilz-Mittel zur Verfügung. Da einer Pilzinfektion häufig ein Ungleichgewicht im Scheidenmilieu zugrunde liegt, können Milchsäurezäpfchen helfen, eine gesunde Scheidenflora wiederherzustellen.


Was ist Scheidenpilz?


Mit Scheidenpilz bezeichnet man eine Pilzinfektion, meist mit Hefepilzen aus der Familie der Candida-Pilze, die sich sowohl in der Scheide, als auch häufig auf den äußeren Genitalen, also der Vulva, befindet.


Wie entsteht Scheidenpilz?


Die normale Scheidenflora besteht aus verschiedenen Bakterien, insbesondere den Lactobazillen, auch Milchsäurebakterien genannt. Diese Bakterien sorgen durch die Umwandlung von Zuckern aus den Scheidenwandzellen zu Milchsäure für ein saures Scheidenmilieu. In diesem Umfeld fällt es krankheitserregenden Bakterien und Pilzen schwerer, sich zu vermehren. So wird die Scheide vor Infektionen geschützt.


Wird diese Scheidenflora gestört, beispielsweise durch die Einnahme von Antibiotika oder eine Schwächung des Immunsystems, können sich Hefepilze leichter vermehren. Im Gegensatz zu einer bakteriellen Vaginose ist jedoch bei einer Scheidenpilzinfektion keine starke pH-Veränderung der Scheide nachweisbar. Meist sind bereits einige Pilzsporen natürlicherweise in der Scheide vorhanden, so dass meistens nicht direkt von einer Ansteckung gesprochen wird. Weitere, eine Pilzinfektion unterstützende Faktoren, sind Feuchte und Wärme im Intimbereich, beispielsweise durch synthetische Unterwäsche oder feuchte Badewäsche. Weitere Risikofaktoren umfassen Diabetes mellitus und erhöhte Östrogenspiegel, beispielsweise durch die Einnahme der Verhütungspille oder in der Schwangerschaft.


Was sind die Symptome von Scheidenpilz?


Eine Scheidepilzinfektion fällt in den meisten Fällen mit einem Juckreiz und Brennen am Scheidenausgang und an der Vulva auf. Die betroffenen Stellen können zudem entzündlich verändert, also gerötet und geschwollen sein. Oft verändert sich der Ausfluss und wird weiß und bröckelig. Bei anderen Betroffenen wiederum besteht eher ein vermehrter, dünnflüssiger Ausfluss.


Ist Scheidenpilz gefährlich?


Grundsätzlich geht von Scheidenpilz keine starke Gesundheitsgefährdung aus. Er kann für die Betroffenen jedoch eine starke Belastung darstellen und unbehandelt über Monate Beschwerden bereiten. Zusätzlich wird die Scheidenschleimhaut durch den Dauerreiz anfälliger für Verletzungen, was für sexuell übertragbare Infektionen, wie HIV, eine leichtere Eintrittspforte darstellen kann.


Wie wird Scheidenpilz diagnostiziert?


Häufig weisen die typischen Symptome wie Juckreiz und Ausflussveränderungen bereits auf eine Scheidenpilzinfektion hin. Von einer Selbstdiagnose ist jedoch abzuraten, da in mehr als der Hälfte der Fälle von selbstdiagnostizierten Pilzinfektionen eigentlich eine andere Infektion vorliegt. Ein Abstrich kann unter dem Mikroskop Pilze zeigen. Auch wenn dieser Abstrich negativ ist, kann es sich jedoch trotzdem um eine Pilzinfektion handeln. In Fällen, wenn eine Scheideninfektion auch nach mehreren Therapieversuchen nicht abheilt, kann versucht werden, den Pilz in einer Kultur zu züchten. So kann der Typ besser bestimmt werden und gegebenenfalls auch passendere Medikamente gefunden werden.


Wie wird Scheidenpilz behandelt?


Gegen Scheidenpilze stehen verschiedene Antimykotika zur Verfügung. In den meisten Fällen ist eine lokale Anwendung ausreichend, in der Form von Vaginalzäpfchen und antimykotischer Creme. Der am häufigsten verwendete Wirkstoff ist für diesen Fall Clotrimazol (oder auch Miconazol), der zumeist in einer Kombinationpackung aus Zäpfchen für drei Tage und einer dazugehörigen Creme verkauft wird. Meist verschwinden die Symptome bereits nach ein bis zwei Tagen der Behandlung. In jedem Fall sollte die Behandlung für die komplette empfohlene Dauer fortgesetzt werden. Andere Behandlungskonzepte beinhalten Vaginalzäpfchen, die bereits bei einmaliger Anwendung zu einer Beseitigung der Pilze führen sollen. Von einer Symptomlinderung ist in diesen Fällen jedoch erst nach etwa vier bis fünf Tagen auszugehen.


Hilft Clotrimazol nicht, können lokales Ciclopirox, Nifuratel oder Fluconazol als Tablette eingesetzt werden. Diese Behandlungen sind jedoch verschreibungspflichtig, so dass vor dem Beginn der Therapie ein Besuch beim Frauenarzt angeraten ist.


Um die Akutsymptome des Scheidenpilzes zu lindern, können entzündungshemmende Cremes eingesetzt werden, beispielsweise mit Urea (Harnstoff) oder Gerbstoffen. Auch sind juckreizmindernde Gele auf dem Markt. Von cortisonhaltigen Cremes ist hingegen bei Scheidenpilz abzuraten, da diese das Immunsystem zusätzlich schwächen und zu einer Hautatrophie an den angewendeten Stellen führen kann. Dies würde erneute Eintrittsstellen für Infektionen schaffen.


Im Rahmen einer Pilzinfektion ist oft von einem Ungleichgewicht in der Scheidenflora auszugehen. Deshalb kann das künstliche Zuführen von gesundheitsförderlichen Lactobazillen in der Form von Milchsäurezäpfchen während einer Pilzinfektion sinnvoll sein. Die Zäpfchen sollten jedoch nicht gleichzeitig mit der Pilztherapie angewendet werden, sondern eher nach dieser Behandlung zum Aufbau einer gesunden Scheidenflora beitragen. Eine Packung Milchsäurezäpfchen enthält in der Regel acht bis zwölf Zäpfchen, die einmal am Tag, möglichst direkt vor dem Schlafengehen, in die Scheide eingeführt werden.


Verschwinden die Symptome auch nach einer mehrtägigen Behandlung nicht, sollte ein Frauenarzt aufgesucht werden.


Muss der Partner bei Scheidenpilz mitbehandelt werden?


Da am Penis nicht die gleichen Bedingungen herrschen, wie in der Scheide, ist eine Mitbehandlung des Partners im Falle einer Pilzinfektion in den meisten Fällen nicht empfohlen. Zeigt der Partner jedoch ebenfalls Symptome (Hautveränderung an den Genitalen, Juckreiz) und wurde bei der Frau eine Pilzinfektion festgestellt, kann eine lokale Therapie auch beim Partner eingeleitet werden. Besondere Vorsicht ist bei Bestehen anderer sexuell übertragbaren Erkrankungen, wie HIV oder Hepatitis, nötig, da die Pilzinfektion die Scheidenwand empfindlicher für Verletzungen und Folgeinfektionen macht. In diesen Fällen ist eine Verhütung mit Kondom angeraten.


Wie kann man Scheidenpilz vorbeugen?

Pilzinfektionen der Scheide entstehen insbesondere dann, wenn das Scheidenmilieu gestört ist und zusätzlich ideale, feuchtwarme, Bedingungen für die Vermehrung der Pilze entstehen. Nach einer Antibiotikaeinnahme oder bei bekannter Scheidenmilieu-Veränderung kann deshalb eine Milchsäure-Kur das Bakteriengleichgewicht in der Scheide wiederherstellen. Ob dadurch jedoch direkt eine Pilzinfektion verhindert werden kann, ist in der Forschung weiterhin in Diskussion. Die Dauer der Kur mittels der Milchsäurezäpfchen kann von einer Packung (acht bis zwölf Zäpfchen) bis hin zu einer Pilz-Prophylaxe von mehreren Monaten reichen. Zusätzlich sollte auf atmungsaktive Unterwäsche, möglichst aus Baumwolle, geachtet werden. Von einer dauerhaften Benutzung von Slipeinlagen wird abgeraten, da diese das feuchte Milieu begünstigen können. Die Einlagen sollten nur in den Zyklustagen verwendet werden, an denen viel Ausfluss besteht. Feuchte Badewäsche sollte sofort nach dem Schwimmen gegen trockene Kleidung ausgetauscht werden. Die Intimhygiene sollte nur mit klarem Wasser erfolgen, da die Scheide eigene Reinigungsmechanismen besitzt und Seifen dieses Gleichgewicht schädigen können.


Quellen:

M. Pirotta et al. "Effect of lactobacillus in preventing post-antibiotic vulvovaginal candidiasis: a randomised controlled trial." BMJ 329.7465 (2004): S. 548. Online unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC516107/, abgerufen am 09.02.2016


M. Stauber, T. Weyerstahl. Candidamykose. In: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2007, S. 182ff. Online unter https://books.google.com/books?id=p4We5WFGeLoC&dq, abgerufen am 09.02.2016


S.Y. Chew, L.T.L. Than. "Vulvovaginal candidosis: contemporary challenges and the future of prophylactic and therapeutic approaches." Mycoses (2016), epub ahead of print. Online unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26765516, abgerufen am 09.02.2016


K.A. Workowski, G.A. Bolan, Centers for Disease Control and Prevention. Sexually transmitted diseases treatment guidelines, 2015. MMWR Recomm Rep 2015; 64:1. Online unter http://www.cdc.gov/mmwr/preview/mmwrhtml/rr6403a1.htm, abgerufen am 09.02.2016




Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Hinweise und Beschreibungen zum Thema Scheidenpilz. Er eignet sich nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung und kann einen Arztbesuch auf keinen Fall ersetzen.

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