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Das Ausweisdokument für Epileptiker: Wie ein Epilepsie Ausweis dabei hilft, Symptome richtig einzuordnen




Als Epilepsie bezeichnet man eine Gruppe von chronischen, neurologischen Erkrankungen, die mit sogenannten epileptischen Anfällen einhergehen. Deshalb nannte man Epilepsie früher auch „Fallsucht“. Wer mindestens zweimal einen solchen Anfall erlitten hat, sollte einen Epilepsie Ausweis bei sich tragen. Dieses Dokument hilft Ersthelfern, Rettungskräften und Medizinern im Falle eines Anfalls dabei, die Symptome richtig einzuordnen. So kann der Betroffene seiner Krankheitsgeschichte entsprechend medizinisch versorgt werden. Mithilfe der Informationen auf dem Ausweis kann außerdem ein Notfallkontakt benachrichtigt werden. Auch wenn ein epileptischer Anfall zunächst kein medizinischer Notfall ist, ist es wichtig, dass Begleitpersonen und Ersthelfer angemessen reagieren, um dem Patienten nicht zusätzlich Schaden zuzufügen.


Was ist ein Epilepsie Ausweis und wozu benötigt man ihn?


Der Epilepsie Ausweis ist ein Ausweisdokument für Epileptiker. Das Dokument dient dazu, Ersthelfer, Rettungskräfte und Mediziner im Falle eines Anfalls darüber zu informieren, dass beim Betreffenden eine Epilepsie diagnostiziert wurde und die für Außenstehende häufig beunruhigenden Symptome vermutlich auf diese Erkrankung zurückzuführen sind. Ein Anfall kann sich als Bewusstseinsverlust oder Erinnerungslücke – eine sogenannte Absence – oder in Form von auffälligem Verhalten äußern. Der berühmte Grand-mal, der auch tonisch-klonisch generalisierter Anfall genannt wird, beginnt mit einem Sturz des Betroffenen; darauf folgt ein Krampfanfall. Lassen die Krämpfe nach, schläft der Patient ein oder ist eine Zeitlang verwirrt. Für Ersthelfer kann der Epilepsieausweis wertvolle Hinweise zur Ersten Hilfe und zu korrektem Verhalten liefern. Normalerweise handelt es sich bei einem epileptischen Anfall nicht um einen Notfall. Deshalb ist es auch nicht unbedingt notwendig, einen Krankenwagen zu rufen, auch wenn der Krampfanfall des Betroffenen auf Umstehende bedrohlich wirkt. Nur wenn der Anfall untypisch verläuft – auch das lässt sich im Epilepsie Ausweis nachlesen – oder er länger als fünf Minuten dauert, benötigt der Patient ärztliche Hilfe. Wer sich allerdings nicht sicher ist, ob es sich überhaupt um einen epileptischen Anfall handelt, sollte nicht zögern und einen Notarzt zum Ort des Geschehens rufen.


Welche Informationen dürfen in einem Epilepsie Ausweis nicht fehlen?


Damit der Ausweis im Falle eines Anfalls auch wirklich als Hilfsmittel fungiert, muss er vollständig und gut lesbar ausgefüllt werden. Name und Anschrift des Betroffenen und ein Passbild helfen dabei, den Epileptiker zweifelsfrei als Eigentümer des Ausweises zu identifizieren. Der Name und die Kontaktdaten des behandelnden Arztes sind vor allem für Rettungskräfte und medizinisches Personal von Bedeutung. So können Informationen über die Krankengeschichte des Epileptikers eingeholt werden. Falls nötig kann der entsprechende Facharzt die Behandlung des Patienten auch selbst übernehmen. Ein Notfallkontakt – meist ein Familienmitglied oder ein naher Angehöriger des Epileptikers – sollte bei einem Anfall benachrichtigt werden. Hier ist es wichtig, dass alle nötigen Kontaktdaten auf dem Ausweis zu finden sind. Schließlich sollten Ersthelfer dem Dokument Hinweise zur Ersten Hilfe entnehmen können:


  • Wenn folgende Symptome auftreten, handelt es sich wahrscheinlich um einen epileptischen Anfall: [hier typische Symptome des Betroffenen einfügen].
  • Genaue Dokumentation und Beobachtung des Anfalls kann Rettungskräften und Medizinern dabei helfen, dem Patienten die richtige Versorgung zukommen zu lassen.
  • Beengende Kleidungsstücke im Halsbereich sollten gelöst werden.
  • Der Betroffene sollte an einen sicheren Ort (beispielsweise von der Straße auf den Gehweg) verbracht werden.
  • Scharfkantige und gefährliche Gegenstände, an denen der Betroffene sich verletzen könnte, sollten aus seiner näheren Umgebung entfernt werden.
  • Wenn möglich, sollte der Betroffene in die stabile Seitenlage gebracht werden – dies gilt allerdings nicht, während der Patient krampft!
  • Dauert der Anfall länger als fünf Minuten, ist es nötig, einen Arzt oder Rettungswagen zu rufen.
  • Der Betroffene sollte auf gar keinen Fall allein gelassen werden, bis die Rettungskräfte eintreffen oder der Anfall vorüber ist.

Für Ärzte und Rettungskräfte kann außerdem eine genaue Dokumentation der Medikation des Betroffenen und des Verlaufes seiner letzten Anfälle hilfreich sein. Mithilfe dieser Informationen können schneller Entscheidungen über die Weiterbehandlung getroffen werden.


Woher bekommt man einen Epilepsie Ausweis?


Der Epilepsie Ausweis ist kein offizielles Dokument. Es gibt verschiedene Versionen und Ausführungen. Erst dann, wenn wenigstens zweimal Anfälle aufgetreten sind, ist es sinnvoll, einen Ausweis bei sich zu tragen. Epilepsie wird ohnehin nur diagnostiziert, wenn dieses Kriterium erfüllt ist. Ansonsten kann es sich auch um vereinzelte Anfälle im Zusammenhang mit neurologischen Vorfällen oder sonstigen Belastungssituationen handeln. Wer sich dafür entscheidet, einen Ausweis bei sich zu tragen, kann diesen beispielsweise auf der Website von ratiopharm herunterladen und ausdrucken: http://www.ratiopharm.de/uploads/tx_kfishop/rtp_epilepsie_01.pdf
Diese Version ist als Dokument im Scheckkartenformat gestaltet; auf der Rückseite finden sich Hinweise für Ersthelfer. Zusätzlich zum Ausweis enthält das PDF-Dokument einen sogenannten Behandlungskalender, in dem Medikation und Anfälle dokumentiert werden können. Bei der Firma Hexal kann eine andere Version des Epilepsie Ausweises kostenlos bestellt werden: https://epilepsie.hexal.de/broschueren/bestellen.php
Zusätzlich können Betroffene dort einen Anfallskalender und einen sozialmedizinischen Ratgeber ordern.


In Zusammenarbeit mit Neurologen und Fachärzten haben die Interessenvereinigung für Anfallskranke in Köln e.V. (IfA Köln) und der Verein zur Hilfe Epilepsiekranker e.V. den Internationalen Epilepsie Notfallausweis (IENA) entwickelt. Das dreisprachige Ausweisdokument (deutsch, englisch und französisch) ist im A5-Format gehalten und bietet Platz für alle wichtigen oben genannten Informationen. Hier geht es zur Bestellung des IENA: http://www.epilepsie-online.de/?docid=20


Wo sollte man den Epilepsie Ausweis aufbewahren?


Damit der Epilepsie Ausweis im Notfall schnell auffindbar ist, sollte er am besten in der Brieftasche oder bei den persönlichen Unterlagen in der Handtasche aufbewahrt werden. Dort suchen Ersthelfer am ehesten nach Informationen. Zusätzlich kann ein Armband, eine Marke, die um den Hals getragen wird, oder eine Notfall-Kapsel Ersthelfer über das Vorhanden-Sein eines Ausweises informieren: „Epilepsie Ausweis in der Brieftasche“. Wer fürchtet, dass sein Ausweis durch Feuchtigkeit unleserlich wird, kann sich im Schreibwarenladen eine Plastikhülle besorgen, um das Dokument vor Regen und in der Tasche unbemerkt ausgelaufenen Flüssigkeiten zu schützen.


Welche Alternativen zum Epilepsie Ausweis gibt es?

Der Epilepsie Ausweis dient vor allem dazu, Ersthelfer und medizinisches Personal über eine bereits diagnostizierte Erkrankung zu informieren. Anders als bei einem anaphylaktischen Schock, der bei Allergikern vorkommen kann oder einer Hypoglykämie, von der Diabetiker hin und wieder betroffen sind, können Ersthelfer, mit Ausnahme des Rufens eines Krankenwagens, keine Maßnahmen ergreifen, die für den Epileptiker lebensrettend sind oder seinen Anfall beenden. Deshalb genügt es unter Umständen, in einem Notfallpass, der bei allen möglichen Notfällen zum Einsatz kommen kann, die nötigen Informationen zur Epilepsie-Diagnose zu notieren.


Eine Epilepsie ist eine chronische Erkrankung, die zur Beantragung eines Grades der Behinderung (GdB) und demnach eines Schwerbehindertenausweises berechtigt. Der Epilepsie Ausweis ersetzt in keinem Fall den Schwerbehindertenausweis.


Quellen:

„Behindertenausweis“: Deutsche Epilepsie Vereinigung http://www.epilepsie-vereinigung.de/beruf-und-soziales/leben-mit-epilepsie/schwerbehindertenausweis/ (aufgerufen am 20.04.2017)


„Notfallausweis“: Epilepsiezentrum des Universitätsklinikums Erlangen http://www.epilepsiezentrum.uk-erlangen.de/patienten/weitere-interessante-links/notfallausweis/ (aufgerufen am 20.04.2017)


Hr. Hacke, W. (Hrsg.) (2016). Neurologie. Springer Verlag, S. 401ff.




Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Hinweise und Beschreibungen zum Thema Epilepsie-Ausweis. Er eignet sich nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung und kann einen Arztbesuch auf keinen Fall ersetzen.

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