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Windpocken: Krankheitshäufung im Frühjahr und im Winter




Bei den Windpocken handelt es sich um eine klassische Kinderkrankheit. Die durch eine Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus ausgelöste Erkrankung tritt am häufigsten bei Kindern im Vorschulalter auf. Was zeichnet eine Ansteckung mit dem Virus aus, was sind ihre Symptome und wie wird sie behandelt?


Was sind Windpocken?


Der Begriff Windpocken wurde der Erkrankung aus zwei Gründen verliehen. Zum einen führt eine Ansteckung mit dem Varizella-Zoster-Virus zu bläschenförmigen Hauterscheinungen, die an eine Pockenerkrankung erinnern. Zum anderen ist die Erkrankung in ihrer ansteckenden Phase auch über den Luftweg übertragbar. Im Englischen wird die Erkrankung als „chickenpox“ (wörtl. „Hühnerpocken“) bezeichnet, in der medizinischen Fachsprache als Varizellen.


Der Auslöser der Windpocken, das Varizella-Zoster-Virus, ist ein Virus aus der Familie der Herpesviren. Es ist sowohl über Tröpfchen- als auch über eine Schmierinfektion übertragbar. Während es bei einer Erstansteckung das Krankheitsbild der Windpocken auslöst, kann eine erneute Ansteckung danach zum Auftreten einer Gürtelrose (Herpes zoster) führen.


Bevor die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts im Juli 2004 eine offizielle Empfehlung zur Impfung gegen Varizella-Zoster-Viren ausgesprochen hat, sind pro Jahr etwa 750.000 Kinder an Windpocken erkrankt. Seitdem ist diese Zahl deutlich zurückgegangen. Immer noch besteht eine Krankheitshäufung im Frühjahr und im Winter.


Wie verläuft die Ansteckung mit Varizella-Zoster-Viren?


Die Zeit, die von einer Ansteckung mit einem Virus oder Bakterium bis zum Auftreten der ersten Symptome vergeht, wird von Medizinern als Inkubationszeit bezeichnet. Bei einer Ansteckung mit dem Varizella-Zoster-Virus beträgt sie etwa zwölf bis einundzwanzig Tage. In dieser Zeit kommt es lediglich zu krankheitsankündigenden Symptomen, den sogenannten Prodromi. Hierbei handelt es sich vorläufig um Fieber und ein leichtes Krankheitsgefühl.


Nach Ablauf der Inkubationszeit treten über den gesamten Körper verteilt rote Punkte (Macula) auf. Oftmals findet sich eine Häufung dieser Hauterscheinungen im Bereich des Kopfes und des Rumpfes. Im weiteren Verlauf heben sich die Maculae dann etwas von der Haut ab, Ärzte bezeichnen diese Hauterscheinungen nun als Papeln. Im letzten Stadium werden die Papeln zu etwa reiskorngroßen Bläschen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Nachdem die Bläschen aufbrechen, verkrusten sie und heilen ab.


Hauterscheinung Beschreibung
Erythem Rötung, die einen bestimmten Bereich des Körpers umfasst
Macula („Makel“) Farbveränderung der Haut, die nicht über das Hautniveau erhaben ist
Papula („Papel“) Veränderung der Haut, die über das Hautniveau erhaben ist
Vesicula („Bläschen“) Mit Flüssigkeit gefülltes Bläschen

Tab.1: Übersicht über die wichtigsten Hauterscheinungen


Da die Windpockenerkrankung schubweise verläuft, sind alle Stadien dieser Hauterscheinungen nebeneinander anzutreffen. Dieses Phänomen wird von Fachleuten als „Heubner-Sternenkarte“ bezeichnet. Das Erscheinungsbild hilft Ärzten, eine Windpockenkrankheit von einer Gürtelrose zu unterscheiden.


Die Bläschen gehen mit einem mäßigen bis starken Juckreiz einher. Gerade Kindern fällt es oftmals schwer, diesem Juckreiz zu widerstehen und die Bläschen von selbst abheilen zu lassen. Doch allgemein empfiehlt es sich, die Bläschen nicht durch Kratzen aufzubrechen.


Nach etwa zwei bis drei Wochen sind bei den meisten Patienten die Bläschen narbenlos abgeheilt. Bei Erwachsenen verläuft die Erkrankung im Allgemeinen schwerer, als dies bei Kindern der Fall ist. Auch gefürchtete Komplikationen, wie eine Varizellen-Lungenentzündung (Varizella-Pneumonie) oder eine durch das Virus verursachte Hirnhautentzündung (Meningitis) treten bei Erwachsenen häufiger auf, als bei Kindern.


Häufig sind auch Schleimhäute von der Windpocken-Erkrankung betroffen, meist liegt der Befall im Gaumen-, Rachen- und Wangenraum.


Wie kann man sich mit dem Varizella-Zoster-Virus anstecken?


Eine Ansteckung mit dem Virus ist sowohl über die Luft (Tröpfcheninfektion) als auch über direkten Kontakt mit infiziertem Material (Schmierinfektion) möglich. Die Ansteckung über eine Tröpfcheninfektion ist schon einige Tage vor dem Auftreten der Hauterscheinungen möglich. Die Erkrankung bleibt bis etwa fünf bis zehn Tage nach Auftreten der Hauterscheinungen ansteckend. Vor allem Menschen mit geschwächtem Immunsystem (ältere Menschen, Menschen mit Krebserkrankung oder AIDS-Erkrankung) sollten in dieser Zeit jeglichen Kontakt mit dem Betroffenen meiden.


Wie stellt der Arzt die Diagnose Windpocken?


Durch das charakteristische Bild der Hauterscheinungen (Heubner-Sternenkarte) und den zusätzlich auftretenden Juckreiz kann der Arzt die Diagnose schon nach der Anamneseerhebung und körperlichen Untersuchung des Patienten stellen. Gesichert wird die Diagnose mit einer Untersuchung des Blutes auf das Vorliegen von Virusbestandteilen oder vom Körper gebildeten Antikörpern.


Wie werden die Windpocken behandelt?


Da sich die Krankheit in den allermeisten Fällen von selbst zurückbildet, geschieht die Therapie hier rein symptomatisch. Zum Austrocknen der Bläschen können Zinkmixturen zum Einsatz kommen („Zinkschüttelmixtur“). Um den Juckreiz zu bekämpfen, gibt es verschiedene Maßnahmen:


  • Kühle und feuchte Kompressen
  • Juckreizstillende Medikamente
  • Juckreizstillende Cremes und Lotionen

Bei hohem Fieber kann auch eine Behandlung mit fiebersenkenden Medikamenten wie zum Beispiel Paracetamol durchgeführt werden. Bei Kindern darf eine Fiebersenkung während der Virusinfektion auf keinen Fall mit Acetylsalicylsäure (ASS) geschehen, da es sonst zum Auftreten des sogenannten Reye-Syndroms mit Verwirrtheit, Erbrechen, Krampfanfällen und sogar Koma kommen kann.


Verläuft die Infektion ungewöhnlich stark, können auch Medikamente gegen Viren (Virustatika) zum Einsatz kommen. Bei einer Windpockenerkrankung spielt hier Aciclovir, das dem Patienten intravenös verabreicht wird, die wichtigste Rolle.


Gibt es einen Impfstoff gegen Varizella-Zoster-Viren?

Eine Impfung gegen das Virus wird seit 2004 von der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Instituts empfohlen (Impfstatus aktuell?).


Bei dem Impfstoff handelt es sich um einen sogenannten Lebendimpfstoff, das heißt, er besteht aus unschädlich gemachten Varizella-Zoster-Viren, die dem zu Impfenden verabreicht werden. Diese geringen Mengen an abgeschwächten Viren erlauben dem Körper, Antikörper gegen das Virus zu bilden und sich so auf die Abwehr einer möglichen Infektion vorzubereiten. Seit 2006 gibt es den neuen Vierfachimpfstoff MMRV, der sich gegen Mumps, Masern, Röteln und Varizella-Infektionen richtet.


In Deutschland ist die erste Impfung für Kinder zwischen elf und vierzehn Monaten empfohlen. Dieser Impfung schließt sich eine zweite im Alter von fünfzehn bis dreiundzwanzig Monaten an. Alle, die als Kind nicht geimpft wurden und noch keine Infektion mit dem Virus überstanden haben, sollten zwischen dem neunten und dem siebzehnten Lebensjahr gegen Varizella-Zoster geimpft werden.


Während einer Schwangerschaft werden in der Regel keine Impfungen durchgeführt, da sich das Impfvirus auf das ungeborene Kind übertragen könnte.


Quellen:

Moll, I. (2010). Duale Reihe Dermatologie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.


Heininger, U., & Seward, J. F. (2006). Varicella. The Lancet, 368(9544), 1365-1376. Link: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0140673606695615 (Abstract, voller Text nur mit speziellem Zugang abrufbar), aufgerufen am 30.04.16


Zucol, F., Kaymak, C., Bittel, M., Bolz, D., Schaad, U. B., & Heininger, U. (2002). Varizellen–eine harmlose Kinderkrankheit?. Monatsschrift Kinderheilkunde, 150(4), 497-500. Link: http://link.springer.com/article/10.1007/s00112-001-0332-8 (Abstract, voller Text nur mit speziellem Zugang abrufbar), aufgerufen am 30.04.16


Friese, K., Mylonas, I., & Schulze, A. (Eds.). (2013). Infektionserkrankungen der Schwangeren und des Neugeborenen. Springer-Verlag.




Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Hinweise und Beschreibungen zum Thema Krankheitsbild Windpocken. Er eignet sich nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung und kann einen Arztbesuch auf keinen Fall ersetzen.

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