Schuppenflechte, von Medizinern auch als Psoriasis bezeichnet, ist eine entzündliche Erkrankung der Haut. In Deutschland leiden etwa zwei Millionen Menschen unter dieser Erkrankung, die zusammen mit der Neurodermitis zu den häufigsten chronischen Hauterkrankungen zählt. Oft sind neben der Haut auch die Gelenke von der Erkrankung betroffen. So kommt es für Betroffene nicht nur zu einer psychischen Belastung durch die unangenehmen Hauterscheinungen, sondern es können auch langfristige Funktionseinschränkungen betroffener Gelenke auftreten. Eine angemessene und umfangreiche Therapie der Schuppenflechte ist daher von großer Bedeutung.
Bei der Schuppenflechte handelt es sich um eine chronische, entzündliche und nicht ansteckende Hauterkrankung. Die Erkrankung, die in etwa 40 Prozent der Fälle familiär gehäuft auftritt, wird zum Teil durch eine genetische Veranlagung ausgelöst. Es wurden einige Genvarianten identifiziert, die bei Psoriasis-Patienten vermehrt vorliegen und allesamt eine Rolle in der Regulation des Immunsystems spielen. Zusätzlich zu diesen Genen kommen dann auslösende Faktoren (Triggerfaktoren), wie zum Beispiel die Einnahme bestimmter Medikamente oder Infektionserkrankungen, die zum Auftreten der Symptome einer Psoriasis führen.
Psoriasis ist eine Autoimmunerkrankung. Immunzellen werden durch Triggerfaktoren aktiviert und richten sich gegen Strukturen aus der eigenen Haut. Wieso genau das Immunsystem Teile der eigenen Haut als fremd erkennt und angreift, ist nicht bekannt.
Die Überaktivierung des Immunsystems ist Gegenstand der aktuellen Psoriasis-Forschung und ein Angriffspunkt in der Therapie dieser Erkrankung.
Die Schuppenflechte tritt in drei Hauptformen auf:
Die Psoriasis vulgaris oder gewöhnliche Schuppenflechte ist mit 90 Prozent die häufigste der Psoriasis-Hauptformen. Es kommt zunächst zu den Psoriasis-typischen Hauterscheinungen: münz- bis handtellergroße, gerötete und scharf begrenzte Hautareale, die von einer Schicht aus Hautschuppen überlagert sind. Die Hautschuppen lösen sich oft kontinuierlich ab und fallen auf Kleidung oder der Bettwäsche auf. Die Hauterscheinungen, auch als Läsionen bezeichnet, treten bei der Psoriasis bevorzugt an den Streckseiten von Armen und Beinen auf. Dabei sind besonders Ellenbogen und Knie betroffen. Zudem kommt es zu einem Befall von Rücken, Brust und Kopfhaut.
Während die Psoriasis vulgaris in einigen Fällen mild verläuft, treten bei vielen Betroffenen Schübe mit starker Krankheitsaktivität auf. Während dieser Schübe kommt es vermehrt zu Läsionen, in besonders schweren Fällen können bis zu 80 Prozent des Körpers von den Hauterscheinungen befallen sein. Zusätzlich kommt es bei vielen Betroffenen zum Auftreten eines starken Juckreizes, der als sehr unangenehm empfunden wird und zu einer großen Einschränkung der Lebensqualität führt.
Die Psoriasis pustulosa zeichnet sich durch das Auftreten von Eiterbläschen an Handflächen und Fußsohlen aus. Es handelt sich ebenfalls um eine Autoimmunerkrankung, das heißt, die Bläschen sind nicht mit Krankheitserregern gefüllt.
In Krankheitsschüben der Psoriasis pustulosa fällt Betroffenen das Laufen und das Ausüben von Tätigkeiten mit den Händen schwer. In seltenen Fällen können große Teile des Körpers von den entzündlichen Rötungen und Eiterbläschen befallen sein. Schübe einer Psoriasis pustulosa gehen oft mit Fieber, körperlicher Abgeschlagenheit und allgemeinem Krankheitsgefühl einher.
Bei der Psoriasis-Arthritis sind Gelenke von der Entzündungsaktivität betroffen. Es kommt zu schmerzhaften Schwellungen, die am häufigsten Zehen- oder Fingergelenke betreffen. Je nach Ausprägung der Psoriasis-Arthritis kommt es zu bleibenden Schäden in der Funktionalität der betroffenen Gelenke. Eine solche Erkrankung wird als Psoriasis-Arthritis vom mutilierenden oder zerstörenden Typ bezeichnet.
Für das Auftreten der Psoriasis wurden einige genetische Risikofaktoren identifiziert. Allerdings gibt es auch Verhaltensfaktoren, die eine Rolle in der Krankheitsentstehung spielen. Von Medizinern werden solche Faktoren als modifizierbare Risikofaktoren bezeichnet.
In Studien wurde ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten einer Psoriasis und folgenden Faktoren gezeigt:
Während die genaue Interaktion dieser Faktoren mit den Krankheitsauslösern der Schuppenflechte nicht bekannt ist, wurde dennoch ein Zusammenhang beschrieben. Das heißt, das zum Beispiel Raucher in Beobachtungsstudien häufiger unter einer Psoriasis litten als Nichtraucher gleichen Alters und Geschlechts.
Durch ein Begrenzen dieser Risikofaktoren kann das Auftreten einer Psoriasis unter Umständen verhindert oder verzögert werden und die Stärke der Krankheitsschübe gemildert. Deshalb es ist gerade für Familienangehörige von Psoriasis-Patienten, die ein höheres Risiko haben, selbst eine Psoriasis-Erkrankung zu erleiden, von großem Nutzen aktiv auf diese Risikofaktoren zu achten und sie, wenn möglich, zu vermeiden.
Wie bei vielen chronischen Erkrankungen ist es wichtig, dass Patienten umfangreich über die Auslöser und Folgen ihrer Erkrankung aufgeklärt sind. So wird der Umgang mit der Erkrankung erleichtert.
Darüber hinaus baut die Therapie der Psoriasis auf drei Säulen auf:
Die topische Therapie der Schuppenflechte ist der wichtigste Aspekt in der Behandlung dieser Erkrankung. Gerade Patienten mit milder Krankheitsausprägung kann durch eine topische Therapie effektiv geholfen werden. Am häufigsten kommen Cremes, Sprays und Schäume zum Einsatz.
Die am meisten verschriebenen Medikamente zur topischen Therapie der Schuppenflechte sind Corticosteroide. Diese Substanzen, zu denen unter anderem das Cortisol zählt, unterdrücken die Aktivität des Immunsystems. So wird verhindert, dass sich Immunzellen gegen Strukturen aus der eigenen Haut richten und ein schnelles Abklingen der Symptome wird erreicht. Bei der Therapie mit Corticosteroiden kommt es allerdings häufig zu Nebenwirkungen, zum Beispiel einer Auszehrung (Atrophie) der Haut.
Auch Vitamin-D3-Derivate spielen eine wichtige Rolle in der Therapie der Psoriasis. Diese Medikamente, zu denen unter anderem Calcitriol, Tacalcitol und Calcipotriol zählen, beeinflussen ebenfalls das Immunsystem und lindern so die Ausprägung der Psoriasis-Schübe. Sie werden häufig wegen ihrer Cortisol-sparenden Funktion eingesetzt. Das heißt, dass durch die Gabe von Vitamin-D3-Derivaten weniger Cortisol verabreicht werden muss, was dessen Nebenwirkungen verringert.
Eine Reihe weiterer Medikamente, wie zum Beispiel Vitamin-A-Derivate und Kohlenteer, werden ebenfalls zur topischen Therapie der Schuppenflechte eingesetzt, allerdings spielen sie eine untergeordnete Rolle.
Zur systemischen Therapie der Schuppenflechte werden ebenfalls Stoffe verwendet, die das Immunsystems unterdrücken. Allerdings sind systemische Therapieansätze mit stärkeren Nebenwirkungen verbunden.
Ein wichtiges Medikament in der systemischen Therapie der Psoriasis ist das Methotrexat. Es handelt sich um eine Substanz, die die Wirkung von Folsäure im Körper unterdrückt (Folsäureantagonist) und dadurch die Teilung von Immunzellen behindert.
Auch Vitamin-A-Derivate, sogenannte Retinoide, beeinflussen das Immunsystem und finden in der systemischen Therapie der Schuppenflechte Anwendung. Ciclosporin ist ein weiteres immununterdrückendes Medikament.
Neben diesen altbewährten Medikamenten gibt es neue, spezifischere Wirkstoffe, die unter dem Begriff „Biologika“ zusammengefasst werden. Dabei handelt es sich um Antikörper, die zielgerichtet bestimmte Moleküle im Körper binden und hemmen. Von dieser Art der Therapie erhofft man sich eine bessere Wirksamkeit in Verbindung mit geringeren Nebenwirkungen. Medikamente dieser Gruppe sind zum Beispiel Alefacept, Efalizumab und Infliximab.
Eine Behandlung mit UV-Licht, das zielgerichtet die Läsionen bestrahlt, kann ebenfalls eine Hemmung des Immunsystems und einen Rückgang der Krankheitsaktivität bewirken. Eine wirksamere Alternative ist die sogenannte PUVA, eine Therapie mit einem Medikament, das die Haut empfänglicher für UV-Strahlung macht (Photosensitizer, P) und UV-A Licht (UVA). Allerdings erhöht eine solche Therapie über längere Zeit auch das Risiko, an behandelten Stellen Hautkrebs zu entwickeln.
Durch die ständige Weiterentwicklung der Therapiemethoden einer Schuppenflechte kann die Erkrankung immer effektiver bekämpft werden. In Zukunft besteht die Hoffnung, dass auch Patienten, die unter schweren Fällen einer Schuppenflechte leiden, effektiv und umfassend geholfen werden kann.
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Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Hinweise und Beschreibungen zum Thema Schuppenflechte. Er eignet sich nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung und kann einen Arztbesuch auf keinen Fall ersetzen.