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Prostatakrebs zweithäufigste Krebsform bei Männern




Prostatakrebs ist die zweithäufigste Krebsform bei Männern. Ein Tumor in dem auch als Vorsteherdrüse bezeichneten Organ kann zu Schmerzen in der Dammregion, Erektionsstörungen und Beschwerden beim Wasserlassen führen. Diagnostiziert wird der Krebs mittels einer Gewebeentnahme. Als Therapie stehen unter anderem die Entfernung der Prostata, eine Bestrahlung oder eine Chemotherapie zur Verfügung. Da Testosteron einer der stärksten Wachstumsreize für Prostatakrebs darstellt, kann zudem eine medikamentöse Unterdrückung dieses Hormons nötig sein. Dank der flächendeckenden Einführung von Krebsvorsorgeprogrammen wird Prostatakrebs heutzutage immer früher erkannt und kann dadurch besser behandelt werden. Der folgende Text erklärt unter anderem, wann welche Therapieoptionen in Frage kommen und welche Untersuchungen in der Vorsorge inbegriffen sind.


Welche Funktion hat die Prostata?


Die Prostata ist eine etwa kastaniengroße Drüse, die bei Männern direkt unter der Harnblase liegt und die Harnröhre umschließt. Sie dient der Produktion eines Sekrets, das beim Samenerguss dem Ejakulat hinzugegeben wird. Dieses Sekret sorgt mit der Hilfe eines im Vergleich zur Scheide basischen pH-Wert und bestimmten Inhaltsstoffen für ein besseres Überleben der Spermien nach dem Samenerguss. Außerdem produziert die Prostata das prostataspezifische Antigen (PSA), welches das Ejakulat dünnflüssiger macht.


Die Prostata ist sehr gut durchblutet und von vielen Nerven umschlossen. Insbesondere die Nerven, die für den Erhalt einer Erektion nötig sind, befinden sich nahe der Prostata. Durch Stimulation der Prostata kann es zu sexueller Erregung kommen. Wird die Prostata verletzt oder bei einer Operation zu großflächig entfernt, kann die Erektionsfähigkeit darunter leiden.


Wie entsteht Prostatakrebs?


Krebs beschreibt grundsätzlich ein unkontrolliertes Wachstum von bestimmten Organzellen. Normalerweise besitzen Zellen viele verschiedene Mechanismen, die das Zellwachstum kontrollieren. Werden diese Mechanismen außer Kraft gesetzt, teilen sich die Zellen schneller und Tumore entstehen.


Beim Prostatakrebs vermehren sich die Drüsenzellen der Vorsteherdrüse. Ein wichtiger Stimulus für das Zellwachstum ist das Hormon Testosteron und andere Androgen-Hormone. Aus diesem Grund wurden früher bei Prostatakrebspatienten die Hoden entnommen, um den Testosteroneinfluss zu unterbinden. Heutzutage wird zu diesem Zweck eher auf medikamentöse Methoden zurückgegriffen. Der wichtigste Einflussfaktor auf Prostatakrebs ist das Alter. Es erkranken fast ausschließlich Männer nach dem 40. Lebensjahr. Bei den 70- bis 80-Jährigen lassen sich in 30 bis sogar 80 Prozent der Fälle Krebszellen in der Prostata finden. Es scheint zudem eine genetische Komponente zu geben, die Verwandte von Prostatakrebs-Betroffenen wahrscheinlicher ebenfalls an dem Krebs erkranken lässt. Bisher wurde jedoch kein spezifisches Gen gefunden, das für die Krebsentwicklung verantwortlich ist.


Tabakrauchen scheint sowohl das Risiko zu erhöhen, an Prostatakrebs zu erkranken, als auch bei vorliegendem Krebs zu einer schlechteren Prognose zu führen. Auch der Genuss von vielen ungesättigten Fettsäuren, wie sie beispielsweise in rotem Fleisch zu finden sind, zeigt eine Verbindung zu vermehrten Prostatakrebsfällen.


Wie äußert sich Prostatakrebs?


Wächst der Prostatakrebs und engt die Harnröhre ein, kann es zu verschiedenen Beschwerden beim Wasserlassen kommen. Dazu gehören ein reduzierter Urinstrahl sowie die Beobachtung, dass es einige Sekunden braucht, bis der Urinstrahl einsetzt. Häufig fällt es Betroffenen schwer, die Blase komplett zu entleeren, so dass es zu einem Nachtröpfeln kommt. Ist die Einengung der Harnröhre sehr ausgeprägt, kann es zu einem Harnstau in der Blase kommen, der mit starken Schmerzen, Nierenproblemen und möglichen Infektionen einhergehen kann. Manche Betroffene berichten zudem von Blut im Urin oder Sperma.


Da sich der Prostatakrebs auch an der Außenfläche der Drüse ausbreiten kann, kommt es in manchen Fällen zu einer Reizung des Nervengeflechts um die Prostata herum. Dies kann zu Schmerzen insbesondere in der Damm- und Analregion führen, sowie Erektionsschwierigkeiten auslösen.


Ist der Krebs weiter fortgeschritten, kann er über die Blut- und Lymphbahnen in andere Organe streuen und dort sogenannte Metastasen bilden. Ein typischer Ort, an dem Prostatakrebsmetastasen zu finden sind, sind die Knochen, insbesondere die Wirbelkörper. Dort können die Metastasen zu Schmerzen führen, die nicht selten fälschlicherweise als harmlose Rückenschmerzen abgetan werden.


Kann die Prostata auch anderweitig vergrößert sein?


Neben dem Prostatakrebs ist ein sehr viel häufigerer Grund für eine vergrößerte Prostata die Benigne Prostatahyperplasie (BPH). Viele alte Männer leiden unter leichten bis schweren Formen der BPH. Sie äußert sich durch einen geschwächten Urinstrahl, verzögertes Einsetzen des Urinstrahls und eventuelles Nachtröpfeln. Bei der digitalen-rektalen Untersuchung, bei der der Proktologe mit dem Finger durch das Rektum die Prostata befühlt, kann eine vergrößerte aber weiche Prostata ohne Knoten oder Verhärtungen getastet werden. Die BPH entspricht keinem Tumor oder Krebs, weil die Zellen nicht entarten und nicht in andere Organe streuen. Nichtsdestotrotz kann die Veränderung der Prostata die Betroffenen stark belasten, so dass es Therapiemöglichkeiten gibt, die das Wasserlassen erleichtern.


Wie wird Prostatakrebs diagnostiziert?


Viele Fälle von Prostatakrebs werden heutzutage durch die Vorsorgeuntersuchung diagnostiziert, bevor sie Beschwerden verursachen. Besteht jedoch der Verdacht auf einen Prostatakrebs, ist der erste Schritt die körperliche Untersuchung inklusive der digital-rektalen Untersuchung. Da die Prostata direkt dem Enddarm anliegt, kann sie vom Proktologen über das Rektum untersucht werden. Dabei wird überprüft, wie groß die Prostata ist und ob sich auf ihrer Oberfläche auffällige Unebenheiten und Verhärtungen finden. Eine weitere Maßnahme ist die Messung des prostataspezifischen Antigens (PSA). Haben sich die Prostatazellen vermehrt, kann dadurch auch das PSA vermehrt produziert werden und im Blut nachgewiesen werden.


Legen diese Untersuchungsbefunde den Verdacht auf Prostatakrebs nahe, werden Gewebeproben mittels einer Biopsie entnommen. Auch dies geschieht meistens durch das Rektum mithilfe einer Stanze. Diese Untersuchung erfolgt in der Arztpraxis unter lokaler Betäubung. Die Proben werden dann unter dem Mikroskop auf auffällig veränderte Zellen hin überprüft.


Ergibt sich nach der Untersuchung der Biopsate, dass der Betroffene unter Prostatakrebs leidet, ist es wichtig, herauszufinden, wie weit der Krebs ausgebreitet ist. Zu diesem Zweck wird eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie durchgeführt. Geschaut wird sowohl auf die lokale Ausdehnung, ob also beispielsweise der Krebs bereits in die Blase oder das Rektum eingewachsen ist, als auch auf Fernmetastasen in Knochen, Leber und Lunge. Vergrößerte Lymphknoten sind ein weiterer Hinweis, dass der Krebs eventuell schon gestreut hat.


Wie wird Prostatakrebs behandelt?


Die Behandlung richtet sich danach, wie stark der Krebs bereits fortgeschritten ist. Ist der Krebs auf die Prostata begrenzt, kann es ausreichen, die Prostata operativ zu entfernen. Dies kann entweder durch eine offene Operation oder eine robotergestützt mittels einer Schlüssellochtechnik durchgeführt werden. Die häufigsten Komplikationen nach einer Prostataentfernung sind Harninkontinenz und Erektionsprobleme.


Wird nicht operiert, kann stattdessen eine Bestrahlung des Krebses eingeleitet werden. Auch hier gibt es unterschiedliche Durchführungsarten. Entweder wird die Bestrahlung von außen durchgeführt, oder es wird eine Strahlenquelle für einen beschränkten Zeitraum in das Rektum eingeführt, um näher an die Prostata zu gelangen.


Zusätzlich kann bei gefährlicheren Krebsarten durch Medikamente der wachstumsstimulierende Effekt von Androgen-Hormonen unterbunden werden. Muss schnell der Testosteronspiegel gesenkt werden, können die Hoden operativ entfernt werden und durch Prothesen ersetzt werden. Durch den Androgenmangel kann es unter der Therapie zu Hitzewallungen, einer reduzierten Libido, einer Vergrößerung des Brustgewebes (Gynäkomastie), Osteoporose, Diabetes mellitus und zum Verlust von Muskelmasse kommen.


Bietet sich keine dieser Therapiemöglichkeiten an, kann beispielsweise auch bei einem langsam wachsenden Tumor bei einem Mann in hohem Alter ausschließlich beobachtet werden, wie sich der Krebs entwickelt. Dies kann gegebenenfalls ungefährlicher sein, als beispielsweise eine anstrengende Operation durchzuführen.


Ist der Krebs bereits weiter fortgeschritten, können verschiedene Ansätze, beispielsweise die Operation und die Bestrahlung, kombiniert werden. Wenn bereits Metastasen vorliegen, wird in jedem Fall zu einer Androgen-unterdrückenden Therapie geraten, zusätzlich kann eine Chemotherapie eingeleitet werden.


Bestehen Knochenmetastasen und führen diese zu Schmerzen, können sie gesondert bestrahlt werden. Die Bestrahlung kann zu einer Remineralisierung des Knochens führen und die Schmerzen reduzieren. Zusätzlich können Medikamente wie sogenannte Osteoklasten-Hemmer eingesetzt werden, beispielsweise Denosumab oder Zoledronat.


Gibt es Möglichkeiten, Prostatakrebs vorzubeugen?

Allen Männern ab dem 45. Lebensjahr wird empfohlen, jährlich die Prostatakrebsvorsorgeuntersuchung wahrzunehmen. Diese umfasst die Untersuchung der Prostata durch das Rektum, wodurch die Struktur und gegebenenfalls Unebenheiten und Auffälligkeiten festgestellt werden können, sowie die Messung des prostataspezifischen Antigens (PSA). Insbesondere die Veränderung dieses Werts im Vergleich zu Werten der Vorjahre kann Aufschluss über den Zustand der Prostata geben, weshalb eine regelmäßige Teilnahme am Vorsorgeprogramm vorteilhaft ist. Ist der Wert erhöht oder hat er in den letzten Jahren erheblich zugenommen, werden Gewebeproben aus der Prostata entnommen, um die Ursache hinter der Werteerhöhung zu ergründen.


Die Vorsorge wird von den Krankenkassen übernommen. Rechtzeitig erkannter Prostatakrebs kann gut behandelt werden und hat hohe Heilungschancen.


Gleichzeitig können Risikofaktoren vermieden werden, die die Gefahr, an Prostatakrebs zu erkranken, erhöhen würden. Dazu gehören unter anderem das Rauchen und eine zu fette Ernährung.


Siehe auch:

Osteoporose Diabetes
Quellen:

Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. S3-Leitlinie zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms. Online unter http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-022OLl_S3_Prostatakarzinom_2014-12.pdf, abgerufen am 16.03.2016


T. J. Wilt et al. Systematic review: comparative effectiveness and harms of treatments for clinically localized prostate cancer. Annals of internal medicine, 2008, 148. Jg., Nr. 6, S. 435-448. Online unter http://annals.org/article.aspx?articleID=740046&atab=7, abgerufen am 16.03.2016


L. E. Hackshaw-McGeagh et al. A systematic review of dietary, nutritional, and physical activity interventions for the prevention of prostate cancer progression and mortality. Cancer Causes & Control, 2015, 26. Jg., S. 1521-1550. Online unter http://link.springer.com/article/10.1007/s10552-015-0659-4%20%20/fulltext.html, abgerufen am 16.03.2016


S. Bott et al. Prostate cancer management: (1) an update on localised disease. K. 2003 Oct; 79(936): S. 575–580. Online unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1742848/pdf/v079p00575.pdf, abgerufen am 16.03.2016




Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Hinweise und Beschreibungen zum Thema Prostatakrebs. Er eignet sich nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung und kann einen Arztbesuch auf keinen Fall ersetzen.

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