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Meist eine Erkrankung in Kriegs- und Notzeiten: Krätze in Deutschland auch heutzutage noch bedeutend




Die Krätze, in der Fachsprache als Skabies bezeichnet, ist eine schon seit der Antike bekannte Erkrankung und wird häufig als eine Geißel der Menschheit bezeichnet. Sogar Napoléon Bonaparte war von der durch Milben hervorgerufenen Krankheit betroffen. Obwohl sich Krätze am häufigsten in Kriegs- und Notzeiten ausbreitet, ist sie in Deutschland auch heutzutage noch eine bedeutende Erkrankung.


Was ist Krätze?


Krätze, auch als Skabies bezeichnet, ist eine durch die Krätzmilbe (Sarcoptes scabiei var. hominis) hervorgerufene Hauterkrankung. Sie zeichnet sich vor allem durch den ausgeprägten Juckreiz an den betroffenen Stellen aus. Die Milben befallen den Menschen und nisten sich in sogenannten Milbengängen in der Haut ein. Die Milbengänge, die innerhalb der obersten Hautschicht liegen, bieten der Milbe Schutz und erschweren so die Behandlung der Krätze.


Wie wird Krätze übertragen?


Die häufigste Übertragungsart der Krätzmilben ist von Mensch zu Mensch, denn ohne Wirt überleben die Milben maximal 24 bis 36 Stunden. Für eine Übertragung ist enger Hautkontakt notwendig, besonders gefährdet sind also Menschen, die im engen Kontakt mit anderen Menschen arbeiten, zum Beispiel Pflegekräfte in Pflegeheimen. Auch über sexuelle Kontakte können die Krätzmilben übertragen werden. Ein bedeutender Risikofaktor für die Übertragung der Krätze sind schlechte hygienische Bedingungen. Deshalb ist die Übertragung der Krätze heutzutage in großen Teilen Europas zurückgegangen.


Was sind die Symptome eine Krätzmilben-Infektion?


Die Krätzmilben nisten sich in der Hornschicht der Haut, dem sogenannten Stratum corneum, ein. Sie bevorzugen warme Körperregionen, in denen die Hornschicht eher dünn ist. Aus diesem Grund ist der häufigste Einnistungsort der Krätzmilben zwischen den Fingern und Zehen. Auch die Innenseiten der Handgelenke, die Genitalregion und die Achselhöhlen sind Regionen, in denen sich die Krätzmilben häufig niederlassen. Zusätzlich ist oft der Kopf befallen.


An der betroffenen Stelle fallen dem geübten Auge die Milbengänge auf, die durch das Weibchen gegraben wurden. Sie sind etwa einen Zentimeter lang und an ihrem Ende befindet sich die Milbe im sogenannten Milbenhügel, der oft als dunklerer Punkt auffällt. Da das Immunsystem auf das Eindringen der Milben reagiert und versucht, die Infektion zu bekämpfen, kommt es zu den für die Krätze typischen Symptomen. Das wichtigste dieser Symptome ist der ausgeprägte Juckreiz, der in einem großen Bereich um die befallene Körperstelle auftritt und meist in der Nacht am stärksten ist. Außerdem kommt es zu einer Rötung der Haut im betroffenen Bereich. Diese Rötung, zusammen mit Hautunebenheiten und kleinen Bläschen, die durch die Infektion hervorgerufen werden, bezeichnet der Mediziner als Skabies-Exanthem.


Durch die Reaktion des Immunsystems wird bei Gesunden eine starke Vermehrung der Milben meist aufgehalten. Bei einer typischen Krätze-Infektion überleben auf der Haut zu jedem Zeitpunkt nur etwa zehn Milben, was die Schwere der Symptome zwar einschränkt, jedoch auch die Diagnose der Krätze erschwert.


Eine gefürchtete Komplikation der Krätze ist eine sogenannte Superinfektion. Dabei wird eine Körperregion, die bereits von Krätzmilben befallen ist, durch die Überlastung des Immunsystems in diesem Bereich auch von anderen Erregern befallen. Bei der Krätze handelt es sich dabei oft um Bakterien (Staphylokokken oder Streptokokken). Durch die Superinfektion kommt es zu einer massiven Rötung und schmerzhaften Schwellung des betroffenen Areals, die unbedingt behandelt werden muss, um bleibende Schäden an Haut und Muskeln zu vermeiden. Häufig kommt es bei einer Superinfektion auch zu Fieber, Abgeschlagenheit und allgemeinem Krankheitsgefühl.


Es werden noch weitere Formen der Krätze unterschieden (Tabelle 1).


Krätze-Form Beschreibung
Klassische Krätze Rötung, Juckreiz, Befall ca. 10 Milben
Impetiginisierte Krätze Superinfektion mit Bakterien, schmerzhafte Rötung und Schwellung, allgemeines Krankheitsgefühl
Skabies norvegica (Borkenkrätze) Häufig bei Immungeschwächten, stärker ausgeprägte Symptome und höhere Milbenzahl
Gepflegte Krätze Krätze bei starkem Immunsystem und ausgeprägter Körperhygiene, häufig nur wenige Symptome, schwer zu diagnostizieren
Krätze bei Kindern Häufig auch Befall von Gesicht, Hand- und Fußflächen

Tab. 1: Verschiedene Formen der Krätze


Wie stellt der Arzt die Diagnose Krätze?


Bereits die Anamnese, in der Patienten über die typischen Beschwerden berichten, gibt einen Hinweis auf die Infektion mit Krätzmilben. Um die Infektion endgültig nachzuweisen, muss der Arzt allerdings Milben, Milbeneier oder Kotballen (Skybala) finden. Entweder kratzt er dazu am Ende eines Milbenganges vorsichtig mit einer Kanüle die Milbe heraus, um sie dann unter dem Mikroskop nachzuweisen. Alternativ kann auch mit Hilfe eines Hautmikroskops, dem sogenannten Dermatoskop, versucht werden, Milben, Eier oder Skybala auf der Haut darzustellen.


Wie wird die Infektion mit Krätzmilben behandelt?

Für die Behandlung einer Infektion mit Krätzmilben stehen einige Medikamente, die als Antiskabiosa zusammengefasst werden, zur Verfügung.


Das wichtigste dieser Medikamente ist das Permethrin. Es wird als Salbe auf Haut aufgetragen und wirkt als Nervengift für die Krätzmilben, die binnen kurzer Zeit absterben. Da Permethrin durch die menschliche Haut fast gar nicht aufgenommen wird, sind Nebenwirkungen selten. Am häufigsten ist eine Crème mit fünf Prozent Permethrin-Anteil. Diese kann bei Erwachsenen, Säuglingen, Kleinkinder und Schwangeren zur Behandlung der Krätze eingesetzt werden. Bei Schwangeren besteht allerdings keine Zulassung für Krätze-Medikamente, deshalb muss die Behandlung ausführlich mit dem Arzt besprochen werden.


Die Crème soll einmalig auf den gesamten Körper vom Unterkiefer abwärts (und hinter den Ohren) aufgetragen werden, am besten über Nacht, und nach acht bis zwölf Stunden abgewaschen werden. Besteht der Verdacht, dass auch der Kopf von Krätzmilben befallen ist, wird dieser ebenfalls mitbehandelt. Augen und Mund sollten allerdings ausgespart werden.


Sollte das Permethrin keine Wirkung zeigen oder kann es aufgrund einer Allergie nicht eingesetzt werden, stehen als Alternativen weitere Medikamente zur Verfügung. Zu diesen zählen unter anderem Benzoylbenzoat, Crotamiton und Allethrin in Kombination mit Piperonylbutoxid.


In den vier Wochen nach der Therapie mit Permethrin oder anderen Krätze-Medikamenten sollten regelmäßige Nachkontrollen stattfinden, um eine anhaltende Infektion mit den Krätzmilben auszuschließen.


Obwohl die Infektion mit Krätzmilben heutzutage durch bessere hygienische Standards seltener geworden ist, stellt sie immer noch eine bedeutende Ursache von Hautkrankheiten dar. Der Juckreiz ist für Betroffene sehr belastend und durch die hohe Gefahr einer Übertragung an Kontaktpersonen sollte eine Behandlung schnell und umfassend erfolgen.


Quellen:

Heukelbach, J., & Feldmeier, H. (2006). Scabies. The Lancet, 367(9524), 1767-1774. Link: http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736%2806%2968772-2/abstract (Abstract, voller Text nur mit speziellem Zugang abrufbar), aufgerufen am 05.02.16


Hafner, P. D. C. (2009). Skabies. Der Hautarzt, 60(2), 145-161. Link: http://link.springer.com/article/10.1007/s00105-009-1708-2#page-1 (Abstract, voller Text nur mit speziellem Zugang abrufbar), aufgerufen am 05.02.16


Sterry, W. (2011). Kurzlehrbuch Dermatologie. Stuttgart: Thieme.


Eigelshoven, S., Hengge, U. R., & Stege, H. (2007). Klinische und therapeutische Vielfalt der Skabies. Der Hautarzt, 58(10), 827-828. Link: http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00105-007-1395-9?LI=true (Abstract, voller Text nur mit speziellem Zugang abrufbar), aufgerufen am 05.02.16




Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Hinweise und Beschreibungen zum Thema Krätze. Er eignet sich nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung und kann einen Arztbesuch auf keinen Fall ersetzen.

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