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„Enge in der Brust“: Wie sich Brustenge äußert und warum das Symptom Angina pectoris keine Krankheit ist




Brustschmerz ist ein Symptom, das von vielen Menschen mit einem Herzinfarkt in Verbindung gebracht wird. Die Angina pectoris, im Deutschen auch als Brustenge bezeichnet, wird zwar häufig durch das Herz ausgelöst, aber ihr Auftreten bedeutet noch keinen Infarkt. Wie kommt es zur Angina pectoris, welche Symptome gehen mit ihr einher und wie behandelt man sie?


Was ist Angina pectoris?


Angina Pectoris ist keine Krankheit, sondern ein Symptom, also ein Zeichen, das auf eine zugrundeliegende Krankheit hinweist. Im Deutschen bedeutet Angina pectoris „Enge in der Brust“. Es handelt sich um einen anfallsartigen Schmerz in der Brust, der durch eine Unterversorgung der Herzmuskulatur mit sauerstoffreichem Blut ausgelöst wird. Steht zu wenig Sauerstoff zur Verfügung, kann die Herzmuskulatur ihre Funktion nicht mehr ausreichend erfüllen und es kommt zu den Schmerzen in der Brust. In milderen Fällen kann lediglich ein Druck- oder Engegefühl in der Brust auftreten.


Wie äußert sich eine Angina pectoris?


Die Angina-Beschwerden treten plötzlich auf und dauern meistens wenige Minuten. Nur in seltenen Fällen halten die Beschwerden über eine Stunde an. Es kommt zu Schmerzen und Druckgefühlen in der Brust, die sich häufig hinter dem Brustbein befinden. Viele Patienten berichten davon, dass die Schmerzen in den Unterkiefer und die Arme ausstrahlen. Der linke Arm ist dabei häufiger von den Beschwerden betroffen als der rechte. Auch in Bauch und Rücken können die Schmerzen ausstrahlen.

Je stärker die Angina pectoris ist, desto mehr stellt sie für Patienten auch eine psychische Belastung dar. Bei schweren Angina-Anfällen berichten Betroffene oft von Todesängsten.


Was sind die Auslöser der Angina pectoris?


Eine Angina pectoris wird durch körperliche oder seelische Belastungen ausgelöst, also immer dann, wenn das Herz vermehrt durchblutet wird und größere Mengen an Sauerstoff verbraucht. Auch nach einer ausgeprägten Mahlzeit können Angina-Beschwerden auftreten. Neben sportlicher Betätigung berichten Patienten oft davon, dass psychische Stressoren die Angina auslösen. Solche Stressoren können ein anstrengender Arbeitstag, persönliche Belastungen oder hohe Arbeitsanforderungen sein.


Die meisten Patienten, bei denen Angina pectoris Beschwerden auftreten, leiden unter einer Koronaren Herzkrankheit (KHK). Das heißt, dass eines oder mehrere der Blutgefäße des Herzens von Verkalkungen betroffen sind, die den Blutfluss in diesen Gefäßen hindern. Kommt es dann zur Belastung, reicht das fließende Blutvolumen nicht mehr aus, um den Herzmuskel mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen.


Welche Formen der Angina pectoris gibt es?


Es werden zwei Hauptformen der Angina pectoris unterschieden:


  • Belastungsabhängige (stabile) Angina pectoris
  • Instabile Angina pectoris

Neben diesen Hauptformen gibt es noch eine Reihe weiterer Angina pectoris Formen, die allerdings seltener auftreten (Tabelle 1).


Form der Angina pectoris Beschreibung
Belastungsabhängige (stabile) Angina pectoris Auslöser sind körperliche oder seelische Belastungen, die Beschwerden lassen durch Ruhe oder Gabe von Nitroglycerin nach
Instabile Angina pectoris Die instabile Angina pectoris kann sich aus der stabilen entwickeln; die Beschwerden treten häufiger auf und sind intensiver, eine instabile Angina pectoris kann in ein Akutes Koronarsyndrom (Verschluss eines Herzkranzgefäßes) übergehen
Ruheangina Eine in Ruhe auftretende Angina pectoris
Stumme Koronar-Minderdurchblutung Eine Minderdurchblutung der Herzkranzgefäße, die keine Symptome auslöst
Postinfarktangina Angina pectoris nach einem überstandenen Herzinfarkt (meist in den ersten zwei Wochen nach Infarkt)
Kälteangina Eine durch Kälte ausgelöste Angina pectoris
Atypische Angina pectoris Die Schmerzen treten unabhängig von Belastungen auf und verschwinden nach kurzer Zeit von selbst wieder

Tab. 1: Formen der Angina pectoris


1) Belastungsabhängige (stabile) Angina pectoris


Im Alter zwischen 65 und 74 Jahren leiden etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Frauen und fünfzehn bis zwanzig Prozent der Männer an stabiler Angina pectoris. Um die Belastung durch die Angina pectoris besser beurteilen zu können, hat die Kanadische Gesellschaft für kardiovaskuläre Erkrankungen (Canadian Cardiovascular Society, CCS) die stabile Angina pectoris in verschiedene Stadien eingeteilt (Tabelle 2).


Stadium Symptome
CCS I Alltagsaktivitäten lösen keine Angina-Symptome aus; die Angina tritt nur bei starker körperlicher Belastung auf
CCS II Leichte Einschränkung der Alltagsaktivitäten; schnelles Gehen oder Treppensteigen, kaltes Wetter oder Stress lösen die Angina pectoris aus
CCS III Erhebliche Einschränkung der Alltagsaktivitäten; die Angina tritt bei einer Gehstrecke von 100 bis 200 Metern oder einem Stockwerk Treppensteigen auf
CCS IV Die Angina pectoris tritt bei Ruhe auf, Alltagsaktivitäten können nicht ohne Beschwerden durchgeführt werden

Tab.2: Stadieneinteilung der stabilen Angina pectoris nach der CCS


2) Instabile Angina pectoris


Eine instabile Angina pectoris kann sich aus der stabilen entwickeln. Schmerzen und Engegefühl treten häufiger auf als bei der stabilen Angina pectoris und sind intensiver. Patienten, die unter instabiler Angina pectoris leiden, laufen Gefahr, auch an einem akuten Koronarsyndrom und damit einem Herzinfarkt zu erkranken. Etwa sechs bis acht Prozent der Patienten mit instabiler Angina pectoris erleiden einen nichttödlichen Herzinfarkt oder versterben im ersten Jahr nach der Diagnosestellung.


Wie stellt der Arzt die Diagnose Angina pectoris?


Die Angina pectoris ist ein Symptom, keine eigene Erkrankung. Deshalb wird der Arzt ihr Vorhandensein feststellen und anhand dessen versuchen, die zugrundeliegende Erkrankung zu diagnostizieren. Eine Befragung des Patienten zu seinen Beschwerden gibt erste Hinweise auf das Vorliegen einer Angina pectoris. Die CCS-Einteilung der Angina kann zur Hilfe genommen werden, um die genaue Art der Beschwerden zu erfassen. Außerdem wird der Arzt eine genau körperliche Untersuchung durchführen und ein Elektrokardiogramm (EKG) anfertigen, um Aufschluss über die Funktion des Herzens zu erhalten.


Ein Belastungs-EKG, bei dem der Patient zum Beispiel auf einem Fahrradergometer körperliche Leistung erbringen muss, kann helfen, die Angina-Beschwerden zu provozieren und zu überprüfen ob, die Ursache der Beschwerden im Herzen zu finden ist. Um auszuschließen, dass es sich um eine Koronare Herzkrankheit handelt, können darüber hinaus eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie), eine Untersuchung der Herzgefäße (Koronarangiographie) und viele weitere bildgebende Verfahren (Computertomographie CT, Magnetresonanztomographie MRT) durchgeführt werden.


Was sind Risikofaktoren für eine Angina pectoris?


Bei den meisten Patienten mit Angina pectoris liegt auch eine Koronare Herzerkrankung vor. Deshalb sind die Risikofaktoren für eine Angina pectoris mit denen für eine KHK identisch:



Wie wird die Angina pectoris behandelt?

Bei einem akuten Angina pectoris Anfall sollte sofort körperliche Ruhe eingehalten werden. Bei vielen Patienten bessern sich die Beschwerden nach der Gabe von Nitroglycerin-Spray, das unter der Zunge appliziert wird, innerhalb von wenigen Minuten. Nitroglycerin führt zu Freisetzung von Stickstoffmonoxid (NO), das eine Erweiterung der Herzkranzgefäße bewirkt und so einen ausreichenden Blutfluss wiederherstellt. Bei stabiler Angina pectoris kann zusätzlich eine Behandlung mit Betablockern und anderen blutdruck- und herzfrequenzsenkenden Medikamenten durchgeführt werden. Auch die Gabe von Sauerstoff kann helfen, die Angina-Beschwerden zu lindern. Halten die Beschwerden trotz körperlicher Ruhe und der Gabe von Nitroglycerin-Spray an, sollte unmittelbar ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann alle Maßnahmen einleiten, um das Vorliegen eines Herzinfarkts zu überprüfen und diesen gegebenenfalls sofort zu behandeln.


Angina pectoris ist meist das Symptom einer Erkrankung des Herzens. Die Brustbeschwerden können erste Anzeichen eines Herzinfarktes sein. Deshalb ist es wichtig, auch ein leichtes Stechen in der Brust ernst zu nehmen und bei anhaltenden Beschwerden einen Arzt aufzusuchen, um mit ihm gemeinsam der Ursache der Beschwerden auf den Grund zu gehen.


Quellen:

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Yeghiazarians, Y., Braunstein, J. B., Askari, A., & Stone, P. H. (2000). Unstable angina pectoris. New England Journal of Medicine, 342(2), 101-114. Link: http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/nejm200001133420207 (Abstract, voller Text nur mit speziellem Zugang abrufbar), aufgerufen am 16.03.16


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Von: Arastéh, K., Bieber, C., Brandt, R., & Chatterjee, T. T. (2012). Duale Reihe Innere Medizin. H. W. Baenkler (Ed.). Georg Thieme Verlag.




Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Hinweise und Beschreibungen zum Thema Angina Pectoris. Er eignet sich nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung und kann einen Arztbesuch auf keinen Fall ersetzen.

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