Die Blutgerinnung ist ein wichtiger Mechanismus des Körpers, um Blutungen nach Verletzungen schnell zu stillen und einen übermäßigen Blutverlust zu vermeiden. Doch in manchen Situationen wird die Gerinnung aktiviert, ohne dass eine offensichtliche Verletzung der Auslöser ist. In solchen Fällen kann es zu einer Thrombose, also einer Gerinnselbildung kommen, die Blutgefäße verschließt und zu bleibenden Schäden führt. Wie entstehen Thrombosen, was kennzeichnet sie und wie werden sie behandelt?
Als Thrombose bezeichnet man die Bildung eines Blutgerinnsels in einem Blutgefäß. Gerinnung ist ein wichtiger Prozess in der Wundstillung, der vor allem verhindern soll, dass es nach Verletzungen zu einem übermäßigen Blutverlust kommt. Die Blutgerinnung (Hämostase) wird in zwei Phasen unterteilt:
Die erste Phase der Blutgerinnung (primäre Hämostase) wird vor allem durch die Blutplättchen (Thrombozyten) vermittelt. Werden sie durch eine Verletzung gereizt, verändern sie ihre Form und legen sich an die verletzte Stelle an, um einen groben Verschluss der Wunde zu gewährleisten. Hier setzt die sekundäre Hämostase an. Verschiedene Proteine im Blut führen zu einem Verklumpen von Blutbestandteilen, die die Wunde dicht verschließen und Blutverluste verhindern.
Bildet sich ein Blutgerinnsel ohne einen adäquaten Verletzungsreiz, so spricht man von einer Thrombose.
Bei der Entstehung einer Thrombose spielen viele Faktoren eine Rolle, die man grob in innere (endogene) und äußere (exogene) Faktoren unterteilt. Der Berliner Arzt Rudolf Virchow (1821 – 1902) hat die Faktoren, die zur Entstehung einer Thrombose führen, in der sogenannten „Virchowschen Trias“ zusammengefasst.
Abb.1: Virchow-Trias
Die Trias umfasst drei Aspekte: Veränderungen der Blutzusammensetzung, eine verminderte Strömungsgeschwindigkeit des Blutes und Veränderungen der inneren Gefäßwand. Jede dieser Gruppen beinhaltet eine Vielzahl von Störungen, die zu einer Veränderung der Blutgerinnung führen können.
Blutzusammensetzung | Strömungsgeschwindigkeit | Gefäßinnenwand |
---|---|---|
Erbliche bedingte Zunahme der Blutgerinnung | Krampfadern | Trauma |
Medikamente mit Einfluss auf die Blutgerinnung | Bewegungsmangel und Bettlägerigkeit | Entzündungen der Gefäße (v.a. bei Venen) |
Schwangerschaft | Langes Sitzen mit angewinkelten Beinen, z.B. im Flugzeug | Schäden durch andere Erkrankungen und Risikofaktoren (z.B. Rauchen, Diabetes) |
Tab.1: Faktoren, die zur Entstehung von Thrombosen führen
Im Allgemeinen kann man zwei Gruppen von Thrombosen unterscheiden:
Bei venösen Thrombosen handelt es sich um die häufigste aller Thromboseformen. Innerhalb der venösen Thrombosen unterscheidet man zwei Untergruppen: Thrombosen der tiefen Venen und Thrombosen der oberflächlichen Venen.
Etwa 93 Prozent aller Thrombosen treten in den tiefen Venen der Beine auf. Der Gefäßverschluss (Thrombus) bleibt bei kleineren Thrombosen oft unbemerkt, da der Blutfluss auf andere Venen ausweichen kann. Kommt es zu einem Verschluss großer Gefäße kann das Blut nicht mehr abfließen. Das betroffene Bein schwillt an, ist gerötet und überhitzt. Es kann zu starken Schmerzen kommen.
Eine gefürchtete Komplikation der Tiefen Beinvenenthrombose (TVT) ist die Lungenarterienembolie. Kommt es zu einer Ablösung des Thrombus aus der Beinvene, wird dieser entlang der Gefäße bis zum Herzen gebracht und gelangt darüber in die Lunge. Verschließt er nun ein Lungengefäß (Embolie) kommt es zu Atemnot, Brustschmerzen und einem Untergang von Lungengewebe. Die Lungenarterienembolie ist ein medizinischer Notfall und muss umgehend behandelt werden.
Thrombosen der oberflächlichen Venen sind deutlich seltener und werden meist durch Entzündungen verursacht. Es kommt zu einer Rötung und Schwellung der betroffenen Venen und zu Schmerzen. Ernsthafte Folgen sind bei Thrombosen der oberflächlichen Venen selten.
Im Vergleich zu venösen Thrombosen treten arterielle Thrombosen nur selten auf. Sie entstehen meist dort, wo die Gefäße schon Schaden erlitten haben, zum Beispiel durch Gefäßverkalkungen (Arteriosklerotische Plaques). Der Verschluss einer Arterie führt zu einer Minderdurchblutung von Organen und ist deshalb fast immer ein Notfall.
Bei Verschlüssen von Herzkranzgefäßen kommt es zu einem Herzinfarkt, Verschlüsse von Hirngefäßen führen zu einem Schlaganfall.
Kleinere Thrombosen, vor allem im venösen System, verursachen meist keine Symptome und bleiben unbemerkt. Bei ausgeprägten Thrombosen kommt es zu einer Reihe typischer Symptome. Zu ihnen zählen Schwellung und Überhitzung im betroffenen Bereich, Rötung und Spannung der Haut, im Verlauf kann es sogar zu einer Blaufärbung kommen, und Schmerzen entlang des betroffenen Areals.
Eine Reihe von Risikofaktoren begünstigen das Auftreten einer Thrombose. Zu ihnen zählen unter anderem:
Häufig gibt bereits eine Beschreibung der Beschwerden einen ersten Hinweis auf das Vorliegen einer Thrombose. Eine Untersuchung des betroffenen Körperteils kann den Verdacht dann erhärten. Zusätzlich kann sich der Arzt bildgebender Verfahren, wie zum Beispiel einem Ultraschall, bedienen. Häufig wird der Arzt Blut abnehmen und es auf das Vorliegen sogenannter D-Dimere untersuchen. Hierbei handelt es sich um Abbauprodukte von Thrombusmaterial, die bei Thrombosen vermehrt entstehen und im Blut zu finden sind.
Die Behandlung einer Thrombose verfolgt mehrere Ziele. Zum einen sollen die akuten Symptome des Gefäßverschlusses und der Stauung gelindert werden. Zum anderen sollen frühe als auch späte Komplikationen vermieden und das Rückfallrisiko möglichst gering gehalten werden.
Um diese Ziele zu erreichen stützt sich die Therapie der Thrombose auf drei Säulen:
Häufig reicht eine Therapie mit gerinnungshemmenden Medikamenten aus, da sich der Thrombus dadurch wieder auflöst. In manchen Fällen entscheidet sich der Arzt dazu, den Thrombus chirurgisch zu entfernen oder sogar die gesamte betroffene Vene.
Etwa 30 Prozent der Thrombosepatienten erleiden innerhalb von acht Jahren eine erneute Thrombose (Rezidiv). Vor allem die Lokalisation der Thrombose und das Ausmaß der Gefäßschädigung sind wichtige Faktoren, die das Wiederauftreten einer Thrombose begünstigen.
Die Thrombose einer tiefen Beinvene mit nachfolgender Lungenarterienembolie ist die häufigste Todesursache schwangerer Frauen. Fallen, vor allem in der Schwangerschaft, die Symptome einer Thrombose auf, sollte man umgehend einen Arzt aufsuchen.
Thrombosen sind Erkrankungen, die oftmals schwerwiegende Folgen mit sich bringen. Eine rechtzeitige Behandlung hilft, diese Folgen zu minimieren und das erneute Auftreten einer Thrombose zu verhindern. Außerdem gibt es eine Vielzahl von beinflussbaren Risikofaktoren, deren Vermeidung das Risiko für eine Thrombose deutlich senkt.
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Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Hinweise und Beschreibungen zum Thema Thrombose. Er eignet sich nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung und kann einen Arztbesuch auf keinen Fall ersetzen.