Sie sind hier: Gesundheitslexikon > Osteoporose

Wenn die Knochenstruktur „porös“ wird: Osteoporose kann alle Knochen befallen




Osteoporose beschreibt eine abnehmende Knochendichte, die zu Knochenbrüchen (Frakturen) und damit verbundenen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann. In den meisten Fällen betrifft die Krankheit Frauen nach der Menopause, da Östrogen einen positiven Einfluss auf die Knochenstruktur hat. Zu den Therapiemöglichkeiten zählen Bisphosphonate und Östrogen-ähnliche Präparate. Um Osteoporose vorzubeugen, sollte eine ausreichende Kalzium- und Vitamin D-Zufuhr sichergestellt werden, außerdem reduziert der Rauchverzicht und regelmäßige Bewegung das Frakturrisiko. Der folgende Text erklärt, wie sich Osteoporose äußert, wie sie diagnostiziert wird und welche vorbeugenden Maßnahmen ergriffen werden können.


Was ist Osteoporose?


Bei der Osteoporose ist die Knochendichte reduziert. Das bedeutet, dass im Knochen weniger Knochenstruktur ist, der Knochen wird also „porös“. Durch die reduzierte Dichte werden die Knochen weniger stabil und können schneller brechen. Osteoporose kann alle Knochen befallen. Häufig fällt sie jedoch vor allem in den Wirbeln der Wirbelsäule und in den Oberschenkelknochen auf, da auf diesen Knochen sehr viel Gewicht lastet. Ist die Knochendichte nur leicht reduziert, spricht man von Osteopenie.


Wie entsteht Osteoporose?


Verschiedene Mechanismen können zur Osteoporose führen. Normalerweise ist der Knochenstoffwechsel in einem Gleichgewicht zwischen Knochenauf- und –abbau. Bei der Osteoporose wird entweder nicht mehr genug Knochenstruktur aufgebaut oder es wird zu viel Knochenstruktur abgebaut.


Ursachen für diesen veränderten Knochenstoffwechsel sind vielfältig. Einen großen Einfluss hat insbesondere bei Frauen das Hormon Östrogen. Es sorgt normalerweise für eine gesunde Knochenstruktur. Sinkt der Östrogenspiegel während der Menopause, werden Frauen anfälliger für Osteoporose. Diese spezielle Form wird dann postmenopausale Osteoporose genannt.


Verschiedene Medikamente können zu Osteoporose führen. Werden beispielsweise über einen langen Zeitraum Glukokortikoide, der Blutverdünner Heparin oder bestimmte Antiepileptika eingenommen, kann dies zu einer Reduktion der Knochendichte führen.


Kalzium ist ein wichtiges Element für den Knochenaufbau. Es wird aus der Nahrung aufgenommen. Um ausreichend Kalzium im Darm resorbieren zu können, wird Vitamin D benötigt. Dieses Vitamin wird mehrmals in Leber und Nieren umgewandelt, bis es dann in der Haut mit der Hilfe von Sonnenlicht endgültig aktiviert wird. Gibt es ein Problem auf diesem Weg, liegt also zum Beispiel ein Nierenschaden vor oder es wird zu wenig Sonnenlicht aufgenommen, kann es zu einem Vitamin D-Mangel kommen. Gerade in den nord- und mitteleuropäischen Ländern ist dieser Mangel sehr verbreitet, weil die Sonne hier an vielen Tagen nicht genug Energie aufbringt. Ein andauernder Vitamin D- oder Kalzium-Mangel kann zu Osteoporose führen oder sie zumindest unterstützen. Leiden bereits Kinder an Vitamin-Mangel, kommt es zu dem klinischen Bild der Rachitis, bei der die Knochen weich und biegsam bleiben und nicht genügend Stabilität aufbauen können.


Wie äußert sich Osteoporose?


Osteoporose ist ein schleichender Prozess, die schwindende Knochenmasse an sich wird nicht gespürt. Es kann jedoch zu verschiedenen Knochenbrüchen kommen, die dann zu Schmerzen führen. Ein klassiger Bruch aufgrund von Osteoporose ist der Bruch des Schenkelhalses, also am Übergang vom Oberschenkel zur Hüfte. Dies geschieht in den meisten Fällen durch einen Sturz, der unter normalen Umständen nicht zwingend zu einem Bruch hätte führen müssen, beispielsweise zuhause auf Teppichboden. In den meisten Fällen muss ein solcher Bruch operativ versorgt werden.


Andere Brüche betreffen insbesondere die Wirbelsäule. Häufig brechen hier die Deckplatten der Wirbel unter dem Gewicht des Körpers ein. Dies kann dazu führen, dass der Wirbel sehr flach gedrückt wird oder sich keilförmig verändert. Man spricht dann auch von einer Sinterungsfraktur. Ein solcher Bruch muss nicht mit plötzlichen Schmerzen verbunden sein, es sind eher chronische Rückenschmerzen und eine Reduktion der Körpergröße auffallend.


Wie wird Osteoporose diagnostiziert?


In vielen Fällen wird Osteoporose dann diagnostiziert, wenn es zu einem Bruch gekommen ist. Meist lässt sich bereits auf einem Röntgenbild der Verdacht äußern, wenn beispielsweise die Knochen sehr durchscheinend sind oder für die Osteoporose typische Wirbelveränderungen vorliegen. Es kann aber auch die Knochendichte direkt gemessen werden. Dies erfordert eine nuklearmedizinische Untersuchung. Die Knochendichte wird dann mit den durchschnittlichen Werten für die jeweilige Altersgruppe und das Geschlecht verglichen und es wird so festgestellt, ob sie reduziert ist.


Wie wird Osteoporose behandelt?


Wurde eine Osteoporose festgestellt, sollte als erster Schritt die mögliche Ursache untersucht werden. Werden beispielsweise seit langer Zeit Medikamente eingenommen, ist eventuell eine Umstellung nötig. Außerdem sollte überprüft werden, ob eine ausreichende Kalzium- und Vitamin D-Versorgung vorliegt. Diese Stoffe sollten in ausreichender Menge aufgenommen werden, wenn eine Osteoporose besteht.


Eine häufig eingesetzte Medikamentengruppe bei Osteoporose sind die Bisphosphonate. Sie verlangsamen den Knochenstoffwechsel und führen so zu einem langsameren Abbau der Knochenstruktur. Sie müssen morgens auf nüchternen Magen mit viel Wasser eingenommen werden. Nach der Einnahme wird empfohlen, etwa 30 bis 60 Minuten nicht zu liegen oder zu essen, da es sonst gehäuft zu Magenbeschwerden und Sodbrennen kommen kann.


Da Osteoporose vermehrt bei Frauen nach der Menopause durch einen Östrogenmangel zustande kommt, werden sogenannte selektive Estrogen-Rezeptor-Modulatoren (SERM) nach der Menopause eingesetzt. Diese Medikamente werden außerdem in der Behandlung von bestimmten Brustkrebsarten verwendet und haben einen ähnlichen Effekt wie Östrogen auf den Knochenstoffwechsel. Früher wurde auch direkt Östrogen bei Osteoporose eingesetzt, in den meisten Fällen wird jedoch heutzutage davon Abstand genommen, da es das Risiko, an Brustkrebs oder einem Schlaganfall zu erkranken, leicht erhöht. In manchen Fällen kann die Gabe weiterhin angezeigt sein, dies sollte mit einem Facharzt besprochen werden.


Für Patienten, die auf die üblichen Medikamente nicht ansprechen oder bereits schwere Brüche durch Osteoporose erlitten haben, stehen alternative Medikamente wie beispielsweise der Antikörper Denosumab oder das sogenannte Parathormon zur Verfügung.


Kann man Osteoporose vorbeugen?

Es gibt viele Methoden, einer Osteoporose vorzubeugen. Sie alle können Osteoporose vielleicht nicht komplett verhindern, jedoch das Ausmaß erheblich einschränken.


Eine wichtige Säule in der Prävention von Osteoporose ist die Ernährung. Grundsätzlich sollte auf eine ausreichende Protein- und Kalorienzufuhr geachtet werden, da nur so auch der Knochenaufbau gesichert werden kann. Täglich sollte etwa ein Gramm Kalzium aufgenommen werden, was etwa drei bis vier Portionen Milchprodukte wie Käse, Joghurt oder Kuhmilch entspricht. Auch grünes Gemüse, wie zum Beispiel Brokkoli, enthält Kalzium. Wird nicht genug Kalzium mit der Nahrung aufgenommen, können Nahrungsergänzungsmittel hinzugefügt werden. Um die Knochenstruktur zu erhalten, sollten täglich etwa 600 bis 800 Einheiten Vitamin D aufgenommen werden. Das Vitamin ist beispielsweise in Milch oder Lachs zu finden. Auch hier kann im Zweifelsfall mit einem Ergänzungsmittel nachgeholfen werden.


Rauchen beschleunigt den Verlust von Knochenmasse. Aus diesem Grund sollte das Rauchen insbesondere von Personen mit Risikofaktoren (beispielsweise postmenopausalen Frauen) vermieden werden.


Eine weitere Maßnahme, die zu einer Reduktion von Osteoporose-begründeten Verletzungen im Alter führen kann, ist regelmäßige Bewegung. Zum einen wird die Muskelkraft gestärkt und so der Knochen besser stabilisiert. Zum anderen wird durch die Bewegung die Koordinationsfähigkeit trainiert und Stürze werden unwahrscheinlicher. Auch andere Maßnahmen, die die Sturzgefahr reduzieren, wie der Gebrauch von passendem Schuhwerk und nötigen Sehhilfen, hilft, Brüche zu vermeiden.


Siehe auch:

Vitamin D - Mangel Wechseljahre
Quellen:

Leitlinie des Dachverbands der Deutschsprachigen Wissenschaftlichen Osteologischen Gesellschaften e.V.: Osteoporose. Online unter http://www.dv-osteologie.org/uploads/...202016.pdf, abgerufen am 14.03.2016


National Osteoporosis Foundation. 2014 Clinician's guide to prevention and treatment of osteoporosis. Online unter http://link.springer.com/article/10.1007/s00198-014-2794-2, abgerufen am 14.03.2016


M. L. Gourlay, S. A. Brown. "Clinical considerations in premenopausal osteoporosis." Archives of internal medicine, 2004. 164.6: S. 603-614. Online unter http://archinte.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=216865, abgerufen am 14.03.2016


J.-Y. Reginster. "Patient preference in the management of postmenopausal osteoporosis with bisphosphonates." Clinical Interventions in Aging, 2006. 1.4: S. 415-423.




Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Hinweise und Beschreibungen zum Thema Osteoporose. Er eignet sich nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung und kann einen Arztbesuch auf keinen Fall ersetzen.

Sie möchten diesen Beitrag zum Thema „Osteoporose“ bei Twitter oder Xing teilen? Beachten Sie bitte: Wenn Sie diese Buttons anklicken, willigen Sie ein, dass Ihre Daten an die jeweiligen sozialen Netzwerke übertragen und ggf. dort gespeichert werden. Näheres erfahren Sie unter „i“.