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Diagnose Herzinfarkt: In Deutschland etwa 250.000 Betroffene pro Jahr




Erkrankungen der Herzkrankgefäße und Herzinfarkte sind die häufigste Todesursache in westlichen Industrienationen. Allein in Deutschland erleiden etwa 250.000 Personen pro Jahr einen Herzinfarkt, 66.000 von ihnen versterben an dem Infarkt oder seinen Folgen. Wie entsteht diese ernste Erkrankung, was sind ihre Symptome und wie kann man einen Herzinfarkt behandeln?


Was ist ein Herzinfarkt?


Der Herzinfarkt wird von Medizinern als Myokardinfarkt, also Infarkt des Herzmuskels bezeichnet. Infarkt ist ein Begriff für den Untergang von Geweben, nachdem diese nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Außerdem verwenden Mediziner den Begriff Akutes Koronarsyndrom, um einen Herzinfarkt zu beschreiben. Bei einem Herzinfarkt kommt es aus verschiedenen Gründen zu einer Unterversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff, der daraufhin Schaden nimmt oder komplett untergeht. Durch die Schädigung des Muskels kann das Herz seiner Funktion, der Versorgung des Körpers mit Blut, nicht mehr nachgehen. Es kommt zu ernsthaften Folgeschäden und im schlimmsten Fall zum Tod des Betroffenen.


Wie kommt ein Herzinfarkt zustande?


Der Begriff Akutes Koronarsyndrom, den Mediziner manchmal für einen Herzinfarkt gebrauchen, beschreibt die Ursache des Infarktes. Denn als Koronaren werden in der Fachsprache die Herzkranzgefäße bezeichnet. Diese Gefäße versorgen den Herzmuskel mit sauerstoffreichem Blut. Kommt es, zum Beispiel durch die Ablösung einer Kalkablagerung im Gefäß (Atherosklerotischer Plaque), zum Verschluss eines der Herzkranzgefäße, wird die Blutzufuhr zu bestimmten Teilen des Herzmuskels unterbrochen. Es folgt eine Unterversorgung des betroffenen Abschnitts mit Nährstoffen und Sauerstoff und eine Schädigung des Muskels.


Abb.1: Aufbau des Herzens


Wird ein Gefäß nur teilweise verschlossen oder verschließt der Plaque nur ein kleines Herzkranzgefäß, kommt es nicht zu einem voll ausgeprägten Herzinfarkt, sondern zu weniger ausgeprägten Beschwerden und typischen Brustschmerzen, die von Medizinern als Angina Pectoris bezeichnet werden. Diese Form der Koronaren Herzkrankheit (KHK) wird auch als stabile KHK bezeichnet.


Ist die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels unterbrochen, muss sie innerhalb von zwei bis vier Stunden wiederhergestellt werden. Denn so lange ist der Herzmuskel noch im Stande, auch ohne ausreichende Sauerstoffzufuhr zu überleben. In der Behandlung des Herzinfarktes gilt deshalb der Leitspruch „time is muscle“ – je schneller die Durchblutung wiederhergestellt wird, desto besser ist die Chance, dass das Muskelgewebe überlebt.


Welche Symptome werden durch einen Herzinfarkt verursacht?


Ein Herzinfarkt führt fast immer zu einer Reihe von typischen Symptomen. Das wichtigste, deshalb oft auch als „Leitsymptom“ bezeichnete, ist der plötzlich einsetzende, heftigste Brustschmerz. Wegen seiner Intensität wird er von Ärzten auch als „Vernichtungsschmerz“ bezeichnet. Oftmals geht er mit Todesangst einher. Auch Übelkeit, starkes Schwitzen, Erbrechen und Schwindel sind häufige Begleiterscheinungen bei einem Herzinfarkt. Betroffene beschreiben oft ein Engegefühl im Oberkörper, „als lege sich ein Metallband um den Brustkorb“.


Männer beschreiben häufig, dass sich die Schmerzen in den linken Arm ausbreiten. Bei Frauen treten häufig zusätzlich Bauchschmerzen auf. Allerdings sind diese Schmerzausbreitungen nicht immer spezifisch, deshalb muss auch an einen Herzinfarkt gedacht werden, wenn kein typisches Schmerzbild vorliegt.


Wie stellt der Arzt die Diagnose Herzinfarkt?


Oftmals gibt die Beschreibung der Beschwerden durch den Patienten schon die nötigen Hinweise, um die Verdachtsdiagnose Herzinfarkt zu stellen. Hat der Arzt den Verdacht, es könne sich um einen Herzinfarkt handeln, wird er nach einer kurzen körperlichen Untersuchung ein sogenanntes Elektrokardiogramm (EKG) durchführen. Das EKG misst die elektrische Aktivität des Herzens und gibt so Rückschluss auf die Aktivität des Herzmuskels. Eine große Zahl an Herzinfarkten führt zu spezifischen Veränderungen im EKG, die ein geübter Arzt sofort erkennen wird. Diese Herzinfarkte werden aufgrund ihrer Erscheinung im EKG auch als STEMI (ST-elevated myocardial infarction) bezeichnet.


Die Diagnose der anderen Gruppe von Herzinfarkten, auch als non-STEMI bezeichnet, ist schwieriger. Diese Gruppe zeigt keine typischen und spezifischen Veränderungen im EKG.
Oftmals wird der Arzt hier eine Echokardiografie, also eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, durchführen. So kann er sich einen Eindruck von der Leistung des Herzmuskels verschaffen und Hinweise auf mögliche Funktionsverluste sammeln.


Eine weitere bedeutende Säule in der Diagnostik des Herzinfarktes ist die Blutuntersuchung. Durch den Untergang von Herzmuskelgewebe wird eine Reihe von Enzymen aus den geschädigten Zellen ins Blut freigesetzt. Die wichtigsten dieser Enzyme, die zur Diagnose eines Herzinfarktes führen können, sind:


  • Kardiales Troponin T und Troponin I
  • Herzmuskelspezifische Kreatinkinase CK-MB

Allerdings kann es einige Zeit dauern, bis nach einem Herzinfarkt ein Anstieg dieser Enzyme im Blut erkennbar wird.


Beim Vorliegen eines STEMI in der EKG-Untersuchung sollte deshalb keine Blutuntersuchung abgewartet werden, sondern direkt mit der Therapie begonnen. Zur Diagnose eines non-STEMI sind Blutuntersuchungen allerdings unverzichtbar.


Wie wird ein Herzinfarkt behandelt?


Das wichtigste Prinzip in der Behandlung eines Herzinfarktes ist, die Therapie so schnell wie möglich zu beginnen („time is muscle“).


Der erste Schritt ist die sofortige Einweisung in ein Krankenhaus, das mit einem Herzkatheterlabor ausgestattet ist. Zur Beruhigung des Patienten ist außerdem die Gabe von Sauerstoff, sowie eine Schmerzlinderung empfohlen. Das Schmerzmedikament der Wahl bei einem Herzinfarkt ist Morphin. Außerdem können sogenannte Nitrate verabreicht werden, die eine Weitstellung von Gefäßen bewirken und so zu einer Linderung der Symptomatik führen können. Auch die Gabe von Blutverdünnern (Acetylsalicylsäure, ASS) und gerinnungshemmenden Medikamenten (Heparin) sollte erwogen werden.


Sobald der Patient im Krankenhaus eingetroffen ist, sollte im Herzkatheterlabor die direkte Therapie des Herzinfarktes beginnen. Bei einem STEMI steht hier die Wiedereröffnung des verschlossenen Gefäßes im Vordergrund. Bei diesem als primäre perkutane Koronarintervention (PCI) bezeichneten Verfahren werden die betroffenen Gefäße mit Hilfe von Instrumenten, die über Drähte in die Gefäße eingeführt werden, erweitert und so wieder geöffnet. Falls möglich wird das verstopfende Blutgerinnsel (Thrombus) entfernt.


Kann die PCI nicht durchgeführt werden, können die Ärzte versuchen, das Blutgerinnsel mit Hilfe von Medikamenten aufzulösen. Dieses Verfahren, das weniger erfolgversprechend ist als die PCI, wird als >Lysetherapie bezeichnet.


Bei einem non-STEMI sollte ebenfalls eine Therapie aus einer Kombination der beschriebenen Maßnahmen durchgeführt werden. Allerdings ist hier der Zeitverzug nicht so groß, wie bei einem STEMI. Die Therapie sollte dennoch unbedingt innerhalb der ersten 72 Stunden nach dem Auftreten der Beschwerden durchgeführt werden.


Der Behandlung des akuten Herzinfarktes schließt sich eine sogenannte Dauertherapie an, um das erneute Auftreten eines Herzinfarktes zu verhindern. Die Dauertherapie besteht meist aus der lebenslangen Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS), einem blutdrucksenkenden Medikament (ACE-Hemmer, Angiotensin-Rezeptor-Blocker) und einem beta-Blocker.


Gibt es Risikofaktoren für das Auftreten eines Herzinfarktes?

Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Herzinfarktes erhöhen. Die wichtigsten sind:


  • Bluthochdruck
  • Rauchen
  • Diabetes mellitus
  • Erhöhter Cholesterinspiegel / Erhöhte Blutfette
  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • Stress

Durch eine Beseitigung dieser Risikofaktoren (zum Beispiel regelmäßiges Sporttreiben und eine ausgewogene Ernährung) kann das Risiko für das Auftreten eines Herzinfarktes deutlich gesenkt werden.


Der Herzinfarkt ist eine häufige und lebensbedrohliche Erkrankung. Zeit ist der wichtigste Faktor für eine erfolgreiche Therapie dieser Erkrankung. Deshalb ist es wichtig, umgehend einen Arzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen, sobald die Symptome eines Herzinfarktes auftreten, um eine schnellstmögliche Behandlung zu gewährleisten.


Quellen:

Georg Thieme Verlag. Arastéh, K., Bieber, C., Brandt, R., & Chatterjee, T. T. (2012). Duale Reihe Innere Medizin. H. W. Baenkler (Ed.).


Ellinger, K. (2003). Leitlinien der European Society of Cardiology zum Management bei akutem Herzinfarkt. Der Notarzt, 19(04), 151-154. Link: https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/html/10.1055/s-2003-41166, aufgerufen am 23.04.16


Giannitsis, E., Müller-Bardorff, M., & Katus, H. A. (2001). Der akute Herzinfarkt–Neue Definition und diagnostische Strategien. Der Internist, 42(5), 641-648. Link: http://link.springer.com/article/10.1007/s001080050805 (Abstract, voller Text nur mit speziellem Zugang abrufbar), aufgerufen am 23.04.16


Darius, H., & Meyer, J. (2001). Medikamentöse Therapie nach Herzinfarkt. Der Internist, 42(5), 699-712. Link: http://link.springer.com/article/10.1007/s001080050811 (Abstract, voller Text nur mit speziellem Zugang abrufbar), aufgerufen am 23.04.16




Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Hinweise und Beschreibungen zum Thema Krankheitsbild Herzinfarkt. Er eignet sich nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung und kann einen Arztbesuch auf keinen Fall ersetzen.

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