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Sowohl Männer als auch Frauen sind von „Effluvium“ betroffen: Wie es zu Haarausfall kommt




Haarausfall kann viele verschiedene Gründe haben und ist für viele Betroffene eine psychische Belastung. Sowohl hormonelle Veränderungen als auch Entzündungen können zu Haarausfall führen, oft steckt auch ein Vitamin- oder Spurenelementmangel dahinter. Verschiedene Formen des Haarausfalls führen zu typischen Ausfallmustern, die ebenso wie eine ausführliche körperliche Untersuchung und Blutanalysen zu einer Diagnose führen können. Je nach Ursache stehen lokale und systemische Therapien zur Verfügung. Der folgende Text erklärt, wie es zu den verschiedenen Formen des Haarausfalls kommen kann und worin die Therapieansätze bestehen.


Was ist Haarausfall?


Es ist normal, etwa 70 bis 120 Haare pro Tag zu verlieren. Da die Haarwurzel bei diesem „normalen“ Haarausfall bestehen bleibt, können die Haare nachwachsen und es kommt zu keinen sichtbaren Veränderungen. Übersteigt die ausfallende Menge diesen Durchschnitt, wird von Effluvium gesprochen. Sobald eine deutliche Lichtung der Haare oder haarlose Areale auftreten, wird dies als Alopezie bezeichnet. Je nach Ursprung kann der Haarausfall das einzige Symptom sein, oder beispielsweise mit Fingernagel- und Hautveränderungen einhergehen. Auch ein Ekzem und Juckreiz an der Kopfhaut können zusammen mit Haarausfall auftreten, ebenso wie ein generelles Unwohlsein.


Wodurch wird Haarausfall verursacht?


Die Gründe für Haarausfall sind mannigfaltig und reichen von hormonellen Störungen über Autoimmunprozesse bis hin zu stressbedingten Ursachen.


Einer der häufigsten Gründe für Haarausfall ist die androgenetische Alopezie. Dabei liegt zu viel Testosteron im Körper vor, was die Wachstumsphase des Haares verkürzt. In der Folge werden die Haare dünner und ausgefallene Haare können nicht mehr adäquat ersetzt werden. Dieser Haarausfall kann sowohl bei Männern als auch bei Frauen vorkommen, äußert sich jedoch in unterschiedlichen Formen. Während bei Frauen meist ein eher diffuses Muster vorliegt und sie selten komplett die Haare verlieren, bilden sich bei Männern eher die typischen Geheimratsecken an den Schläfen sowie eine Glatze auf dem höchsten Punkt des Kopfes heraus. Die androgenetische Alopezie ist meist fortschreitend und erholt sich nur selten von allein.


Eine weitere Form des Haarausfalls ist die Alopezia areata, der kreisrunde Haarausfall. Hierbei kommt es zu fleckförmigen Arealen, in denen die Haare ausfallen. Typisch sind dabei die sogenannten Ausrufezeichen-Haare, die zur Spitze hin dünner werden und dann abbrechen. Die meisten Stellen sind im Kopfhaar zu finden, bei Männern kann auch der Bart betroffen sein. Bei der Alopezia areata handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung, bei der die Zellen des Immunsystems fehlerhafterweise die Haarwurzel angreifen. In den meisten Fällen wachsen die Lücken nach einer gewissen Zeit von allein wieder zu, es kann jedoch auch medikamentös nachgeholfen werden.


Entzündungen wie eine Gürtelrose oder die Grippe, sowie Hormonschwankungen und Schilddrüsenprobleme. Auch ein Eisenmangel kann sich nicht nur mit einer Blutarmut, sondern auch durch Haarausfall bemerkbar machen, ebenso Vitamin-, Zink- und Selenmangel. Auch als Nebenwirkung von Medikamenten, wie z.B. dem ADHD-Medikament Ritalin oder Beta-Blocker, ist Haarausfall bekannt. Im Rahmen einer Krebsbehandlung durch Chemotherapie können sowohl die Kopfhaare als auch die restliche Körperbehaarung ausgehen, da diese Medikamente alle sich schnell teilenden Zellen angreifen. Letztendlich können auch psychische Belastungszustände, wie Stress oder eine Depression, zu einem vermehrten Ausfall der Haare führen. Bei all diesen Ursachen liegt meist eher ein diffuser Verlust vor.


Wie wird die Ursache von Haarausfall diagnostiziert?


Bei starkem Haarausfall sollte der Hausarzt oder ein Hautarzt aufgesucht werden. Um sich der Ursache von Haarausfall anzunähern, ist es hilfreich, das Muster des Ausfalls zu erkennen. So können die Haare beispielsweise in kreisrunden Arealen ausfallen, oder diffus über den ganzen Kopf verteilt fehlen. Weil Haarausfall außerdem oft eine hormonelle Abhängigkeit hat, ist es insbesondere bei Frauen relevant, ob im Laufe des Monats immer gleich viele Haare ausfallen oder es eine zyklusabhängige Dynamik gibt. Eine ausführliche Medikamentenanamnese ist ebenso wichtig wie eventuelle Begleitsymptome.


Um eventuelle Mangelzustände im Körper ausfindig zu machen oder Probleme mit der Schilddrüse zu diagnostizieren, können Blutuntersuchungen durchgeführt werden. Insbesondere bei der Alopezia areata wird außerdem häufig eine Gewebeprobe der Kopfhaut entnommen, zusätzlich werden für ein sogenanntes Trichogramm einige Haare ausgerissen und untersucht.


Wie kann Haarausfall behandelt werden?

Die Behandlung von Haarausfall richtet sich nach der vermuteten Ursache. Liegen chronische Erkrankungen oder Entzündungen vor, sollten diese behandelt werden, in der Hoffnung, dass dann auch der Haarausfall zurückgeht. Eisen- oder Spurenelementmängel können in den meisten Fällen durch eine Substitution oder eine Ernährungsumstellung ausgeglichen werden.
Androgenetischer Haarausfall kann versuchsweise mit dem Medikament Minoxidil behandelt werden, welches als Flüssigkeit oder Schaum auf die Kopfhaut aufgetragen wird und zu einer längeren Wachstumsphase der Haare führen soll. Die Behandlung muss über mindestens sechs Monate bis hin zu zwei Jahre fortgeführt werden, mit sichtbaren Ergebnissen ist ab etwa drei Monaten zu rechnen.


Zur inneren Anwendung steht zudem das Medikament Finasterid zur Verfügung, welches Männern helfen kann, wieder dichteres Haar zu bekommen. In höheren Dosen kann dieser Wirkstoff zu einer erektilen Dysfunktion und einer reduzierten Libido führen. Bei Frauen konnte der haarfördernde Effekt dieses Medikaments nicht nachgewiesen werden, zudem kann es bei schwangeren Frauen zu Missbildungen des Babys führen.


Eine Alternative stellt das, zumeist als Bluthochdruckmedikament genutzte, Spironolacton dar, welches bessere Ergebnisse bei Frauen zeigt, jedoch ebenfalls nicht in der Schwangerschaft angewendet werden darf.


Da es sich bei der Alopezia areata um eine entzündliche Erkrankung handelt, werden entzündungshemmende Substanzen wie Glukokortikoide für die Behandlung eingesetzt. Sie können sowohl als Injektion als auch lokal gegeben werden. Alternative Therapieverfahren sind von anderen Hautkrankheiten wie der Schuppenflechte (Psoriasis) inspiriert und stimulieren das Haarwachstum beispielsweise durch Lichtbehandlungen.


Neben diesen Versuchen, den Haarausfall aufhalten zu wollen, gibt es verschiedene Techniken, den Ausfall zu kaschieren. Während Frauen eher zu Perücken oder Haarteilen greifen, entscheiden sich Männer häufiger für die radikale Variante und rasieren alle Haare ab. Operativ gibt es die Möglichkeit, Haut mit Haarwurzeln aus anderen Bereichen des Kopfes oder Körpers auf die kahlen Stellen zu transplantieren. Insbesondere beim kreisrunden Haarausfall wird in manchen Fällen die kahle Stelle auch nur ausgeschnitten, genäht und gerafft. Betrifft der Haarausfall auch die Augenbrauen, können diese als Tätowierung nachgezeichnet werden; für die Augen stehen außerdem künstliche Wimpern zur Verfügung.


Quellen

F.M. Camacho-Martínez. Hair loss in women. Semin Cutan Med Surg 2009; 28: S. 19. Online unter http://scmsjournal.com/article/buy_now/?id=253, abgerufen am 08.06.2016


M. van den Heuvel. Androgenetische Alopezie. PTA-Forum Pharmazeutische Zeitung. 06/2013. Online unter http://ptaforum.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=3168, abgerufen am 08.06.2016


Evidenzbasierte S3-Leitlinie für die Behandlung der androgenetischen Alopezie bei Frauen und Männer. Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. 2011. 9 (6). Online unter http://www.medizinfo.de/pressemitteilungen/23.04.2012/Auszug%20S3-Leitlinie.pdf, abgerufen am 08.06.2016


H. Wolff. Alopezie. Pharmazeutische Zeitung. 07/2007. Online unter http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=2603, abgerufen am 08.06.2016




Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Hinweise und Beschreibungen zum Thema Krankheitsbild Haarausfall. Er eignet sich nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung und kann einen Arztbesuch auf keinen Fall ersetzen.

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