Gastritis ist der medizinische Fachbegriff für eine Entzündung der Magenschleimhaut. In Deutschland zählen Magenbeschwerden zu den häufigsten beim Hausarzt geäußerten Symptomen. Oft ist eine Gastritis die Ursache solcher Beschwerden. Neben vielen altbekannten Auslösern kommt seit einiger Zeit dem Bakterium Helicobacter pylori immer größere Bedeutung zu. Wie kommt es zu einer Entzündung der Magenschleimhaut und wie kann man sie behandeln?
Bei der Gastritis handelt es sich um eine entzündliche Veränderung, mit der die Magenschleimhaut auf verschiedene Auslöser reagiert. Die Schleimhaut des Magens besteht aus Zellen und Drüsen, die unter anderem Magensäure und schützenden Schleim produzieren. Eine Entzündung der Schleimhaut führt dazu, dass die Fähigkeit der Zellen, diesen Schleim zu produzieren, eingeschränkt ist. Dadurch kommt neben den direkten Auswirkungen der Entzündung auch dazu, dass die Magensäure die eigene Schleimhaut angreift und deren Schädigung weiter vorantreibt.
Entzündungen der Magenschleimhaut (Gastritiden) werden entweder nach ihrer Dauer (akut, chronisch) oder nach ihrer Ursache eingeteilt.
Der Magen wird von Medizinern in verschiedene Abschnitte unterteilt. Die Mündung der Speiseröhre in den Magen wird als Kardia bezeichnet. Auf sie folgt der Fundus. Dahinter liegt der Hauptteil des Magens, der als Körper oder Korpus bezeichnet wird. Am Ende des Magens liegt das Antrum und ein Schließmuskel, der sogenannte Pylorus. Er kontrolliert den Übergang von Mageninhalt in den Zwölffingerdarm.
Abb.1: Aufbau des Magens
Obwohl es kein typisches Beschwerdebild für eine Magenentzündung gibt, treten eine Reihe von Symptomen bei vielen Patienten auf. Zu diesen zählen Schmerzen im oberen Bauch, die häufig nach dem Essen auftreten oder zunehmen, Übelkeit und Erbrechen. Einige Patienten berichten außerdem über ein ständiges Völlegefühl. Vor allem die chronische Gastritis zeigt zu Beginn nur wenige bis keine Symptome. Erst im Verlauf der Erkrankung kommt es nach und nach zu Beschwerden.
Die Gastritis wird je nach Auslöser in vier Gruppen unterteilt:
Bei der Gastritis vom Typ A handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Dabei richtet sich das eigene Immunsystem gegen Teile von Zellen aus der Magenschleimhaut, indem es Antikörper gegen Bestandteile der Zellmembranen produziert. Durch diese Antikörper kommt es zu einer Entzündung der Magenschleimhaut, außerdem tritt bei der Autoimmungastritis häufig ein Vitamin-B12-Mangel auf. Denn zur Aufnahme von Vitamin B12 ist ein Protein aus dem Magen, der sogenannte Intrinsic Factor, von großer Bedeutung. Dieses Protein wird im Rahmen der Typ-A-Gastritis oft weniger produziert. Bei etwa der Hälfte der Patienten produziert das Immunsystem ebenfalls Antikörper gegen den Intrinsic Factor. Diese Form der Gastritis beschränkt sich meist auf den Bereich des Magenkorpus.
Auslöser dieser Form der Magenentzündung ist das Bakterium Helicobacter pylori, das 1982 erstmals entdeckt wurde. Man geht davon aus, dass etwa die Hälfte der Weltbevölkerung H. pylori im Körper trägt. Ob und wie stark sich aus dieser Besiedelung allerdings eine Gastritis entwickelt, hängt von vielen weiteren Faktoren, wie zum Beispiel Ernährung, Alkoholkonsum und Lebensstil ab.
Das Bakterium hat sich auf ein Überleben im menschlichen Magen spezialisiert. Es produziert eine Reihe von Proteinen, die ihm helfen, sich in der Magenschleimhaut einzunisten und die widrigen Bedingungen des Magens zu überstehen. Es ist einer der bedeutendsten Auslöser von Magengeschwüren. Eine durch Helicobacter pylori ausgelöste Gastritis tritt am häufigsten im Bereich des Antrums auf.
Zu den häufigsten Auslösern dieser Form der Magenentzündung zählen Alkohol, ein Rückfluss von Gallenflüssigkeit in den Magen und Medikamente aus der Gruppe der sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). NSAR, zu denen zum Beispiel das Ibuprofen zählt, wirken vor allem entzündungshemmend und schmerzstillend. Werden diese Medikamente allerdings über einen längeren Zeitraum eingenommen, hemmen sie auch die Fähigkeit der Magenschleimhaut, sich vor der Magensäure zu schützen. Es empfiehlt sich daher, die längere Einnahme von NSAR mit Magenschutztabletten (Protonenpumpenhemmer, z.B. Pantozol) zu kombinieren.
Eine Magenentzündung tritt manchmal auch im Rahmen anderer Erkrankungen, z.B. Morbus Crohn oder Sarkoidose, auf.
Symptome wie Oberbauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen können einen ersten Hinweis auf das Vorliegen einer Gastritis geben. Zur Sicherung der Diagnosen wird der Arzt eine Magenspiegelung durchführen. Zum einen kann so eine Rötung und entzündliche Veränderung der Magenschleimhaut festgestellt werden. Zum anderen werden im Rahmen der Magenspiegelungen kleine Gewebeproben (Biopsien) aus der Magenschleimhaut genommen, die dann auf das Vorliegen einer Entzündung untersucht werden können.
Die weitere Diagnostik hängt von der Ursache der Gastritis ab.
Gastritis-Typ | Diagnostische Maßnahmen |
---|---|
Typ A | Nachweis von Antikörpern gegen Bestandteile der Magenschleimhaut im Blut |
Typ B | Nachweis von H. pylori in Gewebeproben der Magenschleimhaut oder mit Hilfe eines Atemtests |
Typ C | Nachweis über Gewebeproben |
Typ D | Nachweis über Gewebeproben, unter Umständen auch Diagnose der Grunderkrankung |
Tab.1: Diagnostik verschiedenen Gastritis-Typen
Die Behandlung der Gastritis beläuft sich im wesentlichen auf eine Behandlung der Symptome. Sodbrennen wird mit Hilfe von Säurehemmern (Antazida) und Protonenpumpemhemmern (PPI) behandelt.
Medikamente, die die Bewegungen des Magens fördern, sogenannte Prokinetika, kann der Arzt verschreiben, falls Patienten unter Völlegefühl oder Aufstoßen leiden. Eine akute Gastritis heilt häufig von selbst wieder aus.
Wird bei der Typ-A-Gastritis ein Vitamin-B12-Mangel festgestellt, so sollte dieses einmal im Monat verabreicht werden.
Eine Typ-B-Gastritis, die keine Beschwerden verursacht, muss nicht behandelt werden. Nur, wenn zusätzlich ein Magengeschwür festgestellt wird, können PPI zum Einsatz kommen. Außerdem kann versucht werden, die Bakterien im Rahmen einer sogenannten Eradikationstherapie mit verschiedenen Antibiotika zu behandeln.
Vor allem das Vorliegen einer Gastritis vom Typ A führt zu einem erhöhten Risiko, einen Tumor des Magens (Magenkarzinom) zu entwickeln. Auch eine stark ausgeprägte Gastritis vom Typ B erhöht das Risiko, an einem solchen Tumor zu erkranken. Allerdings ist dieses Risiko bei der Typ-B-Gastritis deutlich geringer. Es empfiehlt sich, beim Vorliegen einer solchen Entzündung in regelmäßigen Abständen Kontrolluntersuchungen durchzuführen. Am besten eignet sich hierzu eine Magenspiegelung, die alle drei bis fünf Jahre wiederholt wird.
Arastéh, K., Bieber, C., Brandt, R., & Chatterjee, T. T. (2012). Duale Reihe Innere Medizin. H. W. Baenkler (Ed.). Erschienen im Georg Thieme Verlag.
Varbanova, M., Frauenschläger, K., & Malfertheiner, P. (2014). Chronic gastritis–An update. Best Practice & Research Clinical Gastroenterology, 28(6), 1031-1042. Link: http://www.bpgastro.com/article/S1521-6918(14)00156-5/abstract?cc=y= (Abstract, voller Text nur mit speziellem Zugang abrufbar), aufgerufen am 29.03.16
Rugge, M., & Genta, R. M. (2005). Staging and grading of chronic gastritis. Human pathology, 36(3), 228-233. Link: http://www.humanpathol.com/article/S0046-8177(04)00676-8/abstract (Abstract, voller Text nur mit speziellem Zugang abrufbar), aufgerufen am 29.03.16
Kashiwagi, H. (2003). Ulcers and gastritis. Endoscopy, 35(1), 9-14. Link: https://www.thieme-connect.de/DOI/DOI?10.1055/s-2003-36397 (Abstract, voller Text nur mit speziellem Zugang abrufbar), aufgerufen am 29.03.16
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Hinweise und Beschreibungen zum Thema Gastritis. Er eignet sich nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung und kann einen Arztbesuch auf keinen Fall ersetzen.