Eine Augenhintergrundspiegelung, auch Ophthalmoskopie oder Funduskopie genannt, wird durchgeführt, um Erkrankungen des Auges, aber auch andere Krankheiten wie Bluthochdruck, einen Hirntumor oder Diabetes mellitus zu erkennen. Dabei betrachtet der Arzt mithilfe einer Lichtquelle und einer Linse oder eines Spiegels den Augenhintergrund. Die Untersuchung dauert nur ein paar Minuten und läuft in der Regel schmerzlos und ohne Nebenwirkungen ab (Ergebnisse direkt online abspeichern).
Eine Augenhintergrundspiegelung ist eine augenärztliche Untersuchung. Bereits im 19. Jahrhundert wurden erste Ophthalmoskopien durchgeführt. Dabei können mithilfe einfacher optischer Instrumente der Augenhintergrund (Fundus oculi) und die dort befindlichen anatomischen Strukturen betrachtet werden. Dazu gehören die Netzhaut (Retina), der Kopf des Sehnerves (Papille), der auch Blinder Fleck genannt wird, arterielle und venöse Blutgefäße und der Gelbe Fleck (Macula). Mithilfe einer Ophthalmoskopie können verschiedene Erkrankungen diagnostiziert werden, zum Beispiel:
Während eine faltige Netzhaut auf eine Netzhautablösung hindeutet, können Vorwölbungen und Schwellungen des Sehnervkopfes einen erhöhten Hirndruck und damit einen Hirntumor anzeigen. Verengte Gefäße und Flüssigkeitsansammlungen lassen auf Bluthochdruck schließen. Auch Einblutungen, Schwellungen und Pigmentveränderungen sind Anzeichen für Erkrankungen.
Eine Augenhintergrundspiegelung dauert nur wenige Minuten. Kurz vor der Untersuchung werden dem Patienten Augentropfen verabreicht, die seine Pupillen weiten (Mydriatikum). Das diagnostische Verfahren kann nicht bei Einblutungen oder sonstigen Trübungen der Augenlinse oder der Hornhaut durchgeführt werden. Man unterscheidet zwischen einer direkten und einer indirekten Ophthalmoskopie.
Bei einer direkten Augenhintergrundspiegelung sieht der Arzt mithilfe eines elektrischen Augenspiegels durch die Pupille auf den Augenhintergrund des Patienten. Der Augenspiegel besteht aus einem Hohlspiegel, einer hellen Lichtquelle und einem Blickloch. Der Arzt positioniert sich dicht vor dem Patienten und bringt den Augenspiegel, der an einem Stab befestigt ist, zwischen sein und das zu untersuchende Auge. Der Hohlspiegel sorgt für eine 16fache Vergrößerung des Augenhintergrundes. Dadurch erkennt der Arzt bei einer direkten Ophthalmoskopie sein Untersuchungsobjekt nur ausschnittweise.
Bei einer indirekten Augenhintergrundspiegelung arbeitet der Arzt mit einer Sammellinse und einer Lichtquelle wie zum Beispiel einem sogenannten Kopfophthalmoskop. Dies ist eine Lampe, die mithilfe einer Vorrichtung direkt am Kopf des Arztes angebracht ist. Während die Lichtquelle etwa 60 cm vom Auge des Patienten entfernt sein sollte, wird die Sammellinse mit einem Abstand von etwa 5 cm vor das Untersuchungsobjekt gehalten. Der Augenhintergrund ist nun mit einer circa 4,5fachen Vergrößerung erkennbar, wodurch der Arzt sich einen besseren Gesamtüberblick verschaffen kann als bei einer direkten Ophthalmoskopie. Allerdings steht das Bild auf dem Kopf.
Eine Augenhintergrundspiegelung läuft weitgehend schmerzlos und risikofrei ab. Unangenehme Folgeerscheinungen können lediglich durch die weitenden Augentropfen auftreten. Aufgrund der bis zu einigen Tagen anhaltenden Pupillenweitung, ist der Patient vorübergehend verkehrsunfähig. Lichtempfindlichkeit und unscharfes Sehen gehören zu den Wirkungen der Tropfen, die allerdings von selbst nachlassen. Selten kommt es zu einer Erhöhung des Augeninnendrucks.
Eine Augenhintergrundspiegelung sollte immer dann durchgeführt werden, wenn ein Patient über optische Halluzinationen wie Lichtblitze, Rußregen oder schwarze Schatten klagt, wenn es zu Sehstörungen oder dem vollständigen Verlust der Sehkraft kommt, bei Augenflimmern oder Verletzungen des Auges. Verschiedene Erkrankungen erhöhen das Risiko für Degenerationen des Auges. Dazu gehört insbesondere Diabetes mellitus. Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel kann zum Verschluss der Blutgefäße im Auge führen. Die Netzhaut wird in diesem Fall nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und genügend Nährstoffen versorgt. Es kommt zum Absterben der dort befindlichen Rezeptoren und damit zu Einschränkungen der Sehfähigkeit. Diese Einschränkungen werden häufig über lange Zeit nicht bemerkt. Daher sollten Diabetiker regelmäßig eine Augenhintergrundspiegelung durchführen lassen. Dies gilt auch für Patienten, die an Bluthochdruck und anderen Herz- oder Kreislauferkrankungen leiden. Weiterhin wird eine Ophthalmoskopie vor Augenoperationen veranlasst. Frühgeborene gehören zur Risikogruppe für degenerative Erkrankungen des Auges und sollten daher regelmäßig untersucht werden.
Liegt eine medizinische Indikation für eine Augenhintergrundspiegelung vor, übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Untersuchung. Eine Ausnahme davon ist die sogenannte Scanning Laser Ophthalmoskopie. Dies ist ein Verfahren, mithilfe dessen ein digitales Abbild des Auges erstellt wird, das eine dreidimensionale Ansicht ermöglicht. Sowohl Arzt als auch Patient können den Augenhintergrund auf diese Weise ausgiebig betrachten. Die pupillenweitenden Augentropfen werden dafür nicht benötigt. Eine Scanning Laser Ophthalmoskopie wird von den Krankenversicherungen nicht übernommen. Die anfallenden Kosten sind von Arzt zu Arzt verschieden.
Dietze, H. (Hrsg.) (2015). Die optometrische Untersuchung. Georg Thieme Verlag, S. 290ff.
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Reim, M., Kirchhof, B., Wolf, S. (2004). Diagnosen am Augenhintergrund, Georg Thieme Verlag.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Hinweise und Beschreibungen zum Thema Augenhintergrundspiegelung. Er eignet sich nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung und kann einen Arztbesuch auf keinen Fall ersetzen.